Ein Blog von Arno Abler
panorAAma

Herzlich willkommen auf meinem Blog "panorAAma"!

In diesem Blog zeige ich Ihnen meine Sicht auf Themen, die mich beschäftigen. Ich lade Sie herzlich ein, mit mir zu diskutieren und freue mich auf Ihre Sicht.

Arno Abler


Im Jahr 2009 wird in Tirol unter anderem der Tiroler Freiheitskämpfe von 1809 gedacht, deren Hauptproponent, der Sandwirt Andreas Hofer aus dem Passeiertal, dabei allenthalben im Mittelpunkt steht.

Andreas Hofer wird vor allem seit den letzten hundert Jahren als verklärter Nationalheld Tirols gesehen und jahrzehntelang war es undenkbar, seine Rolle als aufopfernder Vater der Tiroler Freiheit historisch zu hinterfragen. Der Aufstand der Tiroler Bauern gegen die französisch-bayerische Besatzung war wohl verständlich vor dem Hintergrund, dass den gläubigen Tirolern ihre religiösen Bräuche, Prozessionen und sogar das Wetterläuten verboten wurde, dass man keine Rücksicht auf die heimische Kultur und Tradition legte und sogar forderte, dass entgegen der Zusicherung des Tiroler Landlibells von 1511 die heimischen Burschen auch außerhalb Tirols einzurücken hatten.

Weniger verständlich wird der Aufstand schon mit der Begründung, dass man die Pocken-Impfung verpflichtend einführen wollte, was in manchen verklärt klerikalen Tiroler Augen die ketzerische Auflehnung gegen das gottgewollte Lebensende darstellte. Viele aus der Bürgerschicht waren daher weniger begeistert über die Landsturm- und Schützeneuphorie, dem "Feind" die Stirn zu bieten, wurden doch die Bayern und Franzosen dort als eher fortschrittlich und aufgeschlossen gesehen.

Bereits kurz nach den Kriegstagen von 1809 wurde Andreas Hofer verklärt als der wahre Volksheld, obwohl er eher unfreiwillig in die alleinige Führungsrolle gedrängt wurde. Er wurde natürlich vor allem von den napoleonischen Gegnern als Bannerträger missbraucht, weil er der erste war, der dem herrschsüchtigen Franzosen Paroli bieten konnte. Dieses Thema wird umfassend und spannend in der Ausstellung von Martin Reiter im Wörgler KOMMA dargestellt, die noch bis 22. Mai zu sehen ist und die ich jedem nur intensiv ans Herz legen kann.

In den heutigen Tagen wird der Sandwirt neuerlich missbraucht, nämlich um die Heimatverbundenheit und Werthaltigkeit des Landes Tirol anzukratzen. Im Tiroler Landtag war ich Zeuge, als die Tiroler Grünen Hofer als Taliban skizzierten, weil er erkzonservativ war, die Frauen nicht als gleichberechtigt sah, Krieg führte und der Glaube eine wichtige Triebfeder seiner Handlungen war.

Das ist mehr als nur unfair! Man muss jede historische Persönlichkeit, ihre Taten, Haltungen und Werte stets im Kontext der jeweiligen Zeit sehen. Auch wir möchten nicht in zweihundert Jahren nach dem bewertet werden, was dann opportun sein mag, sondern aus unserer heutigen Zeit und deren gültigen Rahmenbedingungen.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass viele Werte einer Gesellschaft nicht starr und unabänderbar sind sondern sich dynamisch mit der Entwicklung des Umfelds ändern. Wir sind daher verantwortungsvoll aufgerufen, diese Veränderungen unserer Werte argwöhnisch zu beobachten und stets auch an menschlichen, ethischen und religiösen Grundsätzen zu prüfen. Genau aus diesem Grund hat Wörgl 2009 zum "Jahr der Werte" erklärt.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
wertejahr , andreas hofer , geschichte , 1809



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