Ein Blog von Arno Abler
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Selten hat mich ein Buch so beeindruckt wie „Der schwarze Schwan“ von Nassim Nicholas Taleb.

Der Titel beschreibt die Tatsache, dass man in Europa über Jahrhunderte hundertprozentig sicher war, dass ein Schwan stets weiß sein muss, bis nach der Entdeckung Australiens mit dem Trauerschwan auch schwarze Schwäne bekannt wurden.

Der schwarze Schwan ist bei Taleb ein Symbol für immer wieder auftretende unvorhergesehene Ereignisse auf allen erdenklichen Gebieten, die enorme Auswirkungen haben. Dabei geht es ihm nicht um den Zufall der Spielcasinos, sondern um extreme Risiken und Chancen, die zwar sehr selten sind, aber niemals ausgeschlossen werden können. Besonders „gefährlich“ sind dabei jene schwarzen Schwäne, deren Existenz man nicht einmal vermutet.

Der Autor widerlegt mit spitzer Zunge und fesselnd unsere ständige Zugrundelegung der Gaußschen Normalverteilung und platonischer Maßstäbe auf Statistik, Wirtschaft, Katastrophen und so gut wie alle unsere „normalen“ Lebenssituationen. Er nennt dieses Land der Berechenbarkeit, das wir uns der Einfachheit halber stets vorgaukeln, Mediokristan und setzt es gegen Extremistan, das Land, in dem wir tatsächlich leben, und dessen Überraschungen wir nie im Voraus kennen.

Die Geschichte betrachten wir immer im Rückspiegel, nachdem alles schon passiert ist, und rechtfertigen dann die Entwicklung der Ereignisse mit logischen Kausalitäten. Im Vorhinein ist es aber – was dieses Buch stichhaltig zeigt – niemals kausal, welchen Weg die Geschichte gehen wird.

„Der schwarze Schwan“ hat mein Bild der Welt verändert. Es hat einen Vorhang zur Seite gezogen, der nie wieder zu schließen sein wird. Und ich bin Nassim Nicholas Taleb sehr dankbar dafür.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
der schwarze schwan , buchkritik

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