Ein Blog von Arno Abler
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Die Integration von Migranten ist zweifellos das emotionalste und auch mit Abstand präsenteste Thema im derzeitigen Wörgler Gemeinderatswahlkampf und ich bekomme immer wieder eMails und Briefe, welche die Sorgen der Bevölkerung zu diesem Thema zum Ausdruck bringen.

Hier daher meine zentrale und hoffentlich deutliche Stellungnahme dazu:

Ich bekenne mich ganz klar zu einem vernünftigen und werthaltigen Weg der Mitte.
Integration mit allen Konsequenzen einfordern, aber in menschlich anständiger und wertschätzender Weise!

Das bedeutet konkret:

1. Eine klare Absage an linkes Gutmenschentum nach dem Motto „Alle MigrantInnen sind lieb und herzlich willkommen“!

2. Eine ebenso klare Absage an rechte Hetze und Pauschalverurteilungen gegen Muslime, Türken oder Angehöriger anderer Rassen und ethnischer Minderheiten wie die psychologische Untergriffigkeit hervorgehobener „Ös“ und „Üs“ auf aktuellen Wahlplakaten.

Zu folgenden Grundsätzen bekenne ich mich:

  • Ja, ich fordere ganz klar die Erlernung der deutschen Sprache von allen Zuwanderern als Grundvoraussetzung für gegenseitiges Verständnis und ein harmonisches Zusammenleben.
  • Ja, ich fordere die Anerkennung und Berücksichtigung unserer Bräuche, Kultur und Rechtsordnung. Wenn es bei uns seit Urzeiten der Brauch ist, dass man auf der Straße zurückgegrüßt wird, dann sollten das auch die Migranten beherzigen, ohne dabei ihre väterliche Kultur aufgeben zu müssen.Wenn man sich bei uns gerne in gemeinnützigen Organisationen für das Gemeinwohl engagiert, dann würde das auch den Migranten nicht schlecht zu Gesicht stehen, die ja auch von diesen Organisationen profitieren. Ich hatte kürzlich die Freude, ein äußerst positives Beispiel dafür bei der Wörgler Feuerwehr für unser Stadtmagazin zu interviewen.Wenn man bei uns einer Frau mit dem gleichen Respekt und Achtung begegnet wie einem Mann, dann haben das auch die zugewanderten Männer uneingeschränkt zu akzeptieren.
  • Ja, ich fordere den ehrlichen Willen zur Integration von den Zuwanderern und die Bereitschaft, sich mit ihrer neuen Heimat aktiv auseinanderzusetzen.
  • Und ja, ich erteile jedweder Parallelgesellschaft in Wörgl, die sich selbst genügt und der Integration entgegen arbeitet, eine vehemente Absage.

Aber dafür braucht es einerseits den Dialog, den ich seit Jahren erfolgreich pflege (warum wohl kandidiert in Wörgl keine Migrantenliste??), und gibt es andererseits durchaus auch bei uns Hausaufgaben zu machen, die uns – man staune – gerade unsere gern in den Abwehrkampf geworfene christliche Wertetradition aufgibt.

  • Wir müssen auch zulassen, dass die „Neuen“ in unsere Gesellschaft integriert werden. Integration ist keine Einbahnstraße! Sie braucht Bereitschaft auf BEIDEN Seiten. Und es ist mehr als naiv anzunehmen, man könnte diese Menschen einfach einpacken und wieder nach Hause schicken, wo immer ihr „Zuhause“ auch sein mag.
  • Wir müssen die Migranten trotz der Forderung nach Integration in ihrer kulturellen und religiösen „Andersartigkeit“ akzeptieren und dürfen ihnen nicht das Recht auf ihre Geschichte, Religion und Kultur absprechen. Das würden wir uns in der Fremde doch auch nicht gefallen lassen! Vielfalt bedeutet in einer Gesellschaft IMMER mehr Chancen, höhere Krisensicherheit und komplexere Lösungskonzepte bei auftretenden Problemen.
  • Wir sollten schon aus Eigennutz auch Interesse für DEREN Werte und Lebenskonzepte zeigen, weil das nicht nur zum gegenseitigen Verständnis beiträgt sondern durchaus auch unseren älplerischen Horizont erweitern kann.
  • Wir müssen die Zuwanderer als Menschen achten und wertschätzen, weil es aus dem Wald zurückhallt, wie man hineinruft, vor allem aber, weil das DER fundamentale Grundwert unserer christlichen Gesellschaft ist.

Der Verein „Integrationszentrum Wörgl“ arbeitet zum Beispiel intensiv an all diesen Dingen und ist eifrig bemüht, Vertrauen zu schaffen statt Misstrauen, Verständnis statt Vorurteile, Zusammenarbeit statt Aversion. Gerade diesen aktiven Verein abschaffen zu wollen und gleichzeitig von fehlender Integrationsarbeit zu sprechen, ist ein Hohn und an Zynismus kaum mehr zu überbieten.

Hier noch das Ende der Märchenstunde unserer kommunalen Möglichkeiten:

  • Die Stadt hat absolut KEINEN Einfluss auf die Zuwanderung – reine Bundeskompetenz!
  • Die Stadt hat KEINEN Einfluss in der Vergabe der österr. Staatsbürgerschaft – reine Bundeskompetenz!
  • Die Stadt hat KEINE Möglichkeit, die Migranten-Schüleranzahl in den Klassen zu limitieren – reine Bundeskompetenz!
  • Die Stadt kann lediglich über die Vergabe der Sozialwohnungen gewisse Limitierungen einführen, die wir kürzlich als erste Gemeinde Tirols beschlossen haben (max. 15 % Anteil an nicht EU-Bürgern pro Wohnblock und grundsätzliche Deutschkenntnisse vorausgesetzt). Allerdings werden diese Richtlinien bereits mit dem Vorwurf der EU-Widrigkeit angefochten. Wir werden trotzdem dafür kämpfen.

Und noch ein paar interessante Zahlen:
Insgesamt setzen sich derzeit die rund 15 % Nichtösterreicher (dieser Anteil findet sich in etwa in allen Ballungszentren Tirols) im Rahmen der 12.907 Wörglerinnen und Wörgler aus 55 (in Worten: Fünfundfünfzig) unterschiedlichen Nationalitäten zusammen – von Afghanistan bis Zypern.

Davon stellen die Migranten aus den Ex-Jugoslawischen Staaten mit 663 die größte Gruppe, dann kommen die Türken mit 563 Vertretern und gleich danach die Deutschen mit 392.

Mit Hass und Feindschaft kommen wir jedenfalls genauso wenig weiter wie mit dem Hinhalten der anderen Backe.

Der Bürgermeister und die Gemeinderäte haben die Verantwortung, für ein friedliches und fruchtbares Zusammenleben ALLER in Wörgl zu sorgen. Und das funktioniert nicht mit zynischen, populistischen Feindbild-Parolen, die zu Hass und Gewalt führen, und auch nicht mit blauäugiger Naivität, die zum Ausnutzen unseres Systems führt, sondern nur Schritt für Schritt mit vernünftigen, konsequenten Maßnahmen. Dafür stehe ich!

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
integration , wörgl

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