Ein Blog von Arno Abler
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Nun ist sie also im Testbetrieb - die erste Doppellooping-Wasserrutsche der Welt "L2" im Wörgler WAVE. Und wer im Vorhinein sagt: "Das ist definitiv nichts für mich!" oder "Klar hau ich mich runter!" macht es sich zu leicht. Hier ein allererster und brandheißer Testbericht.

Die Entscheidung ist gefallen! Als Bürgermeister muss man die Dinge, die man seinen Bürgern zumutet, schon vorher ausprobieren. Außerdem mag ich Grenzerfahrungen und beurteile viele Dinge aus diesen heraus. Auch die Sportreferentin unserer Stadt, Evelin Treichl, sieht das so und lässt es sich nicht nehmen, den Test mitzumachen. Also nichts wie raus zum WAVE, Badehose und Handtuch im Gepäck, um dem Kick "L2" vor Beginn des offiziellen Testbetriebs auf den Grund zu gehen.

Die Techniker sind noch voll am Werken, der Aufgang nicht fertig, überall kleben noch Schutzfolien, von den Wänden tropft Kondenswasser - Baustelle eben. Aber man hat uns versichert, dass die Rutsche an sich fertig ist und alle Systeme funktionieren sollten. Vorerst warten wir bei einem hervorragenden Espresso an der Poolbar, bis wir grünes Licht bekommen. Dieses verzögert sich, weil einer der sechs Wasserkreisläufe noch nicht funktioniert und wir nicht streckenweise über trockenes Gelände rutschen wollen. Eineinhalb Stunden später kommt das "Go". Die Systeme sind hochgefahren, das Wasser läuft überall, wo es soll - L2 ist bereit für den ersten Test.

Die enge Treppe hinauf zum Startpodest scheint kein Ende zu nehmen. Mit jeder Stufe stellt sich nun ganz zaghaft ein mulmiges Gefühl ein. Man bekommt doch Respekt vor 25 Metern Höhe und erinnert sich dumpf an die waghalsigen Sprünge vom 10-Meter-Brett in der Jugendzeit. Endlich oben angelangt, öffnet sich uns ein beeindruckendes Panorama über das Inntal durch eine offene Glasfront und damit auch ein erster Blick auf die Rutschenkonstruktion, die nach einer fast senkrechten Röhre erst weit unter uns in einen ersten waagrechten Teil übergeht, der zum ersten Looping führt. Der Respekt steigt!

In der Mitte des Startraums ragt in Form einer runden Telefonkabine das oberste Ende der Rutschenröhre heraus, daneben eine Steuerkonsole zur Überwachung der Parameter und zum manuellen Auslösen des Starts.

Mein Blick trifft sich mit dem der Sportreferentin und wir sind uns ohne Worte einig: Da müssen wir jetzt wohl durch! Der Puls geht nicht nur aufgrund des vorangegangenen Aufstiegs etwas schneller. Mit Walkie-Talkies kommunizieren die Techniker an den verschiedenen Stellen der Rutsche und bestätigen nacheinander das Funktionieren der einzelnen Systeme.

Als erstes rutscht der Konstrukteur. So soll es sein! Immerhin hat er die Rutsche entworfen und gebaut und soll auch als Erster wissen, wenn sie nicht funktioniert ;-) Aber auch er hat erheblichen Respekt vor seinem Baby. Nach einigen Vorbereitungen steigt er in die Startkabine, kreuzt die Arme vor der Brust und gibt durch die Glastür das Zeichen der Bereitschaft. Der Operator löst den Start aus - der Konstrukteur verschwindet blitzschnell im Boden. Nach einiger Zeit kommt die Bestätigung per Funk, dass er tatsächlich wohlbehalten unten angekommen ist. Beruhigend! Jetzt bin ich dran!

Die Glastür zur Startkabine muss noch händisch aufgeschoben werden, weil der entsprechende Motor noch nicht angeschlossen ist. Ich steige mit mulmigem Gefühl in die enge Kabine und stehe nun auf der metallenen Startklappe, die sich in wenigen Sekunden schlagartig unter mir öffnen wird. Zurückgelehnt an die Wand, die Arme wie vorexerziert vor der Brust gekreuzt, warte ich darauf, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Über meinem Kopf quillt Wasser heraus und strömt meinen Rücken entlang in den Schlund unter der Klappe. Ich nicke dem Operator zu. Bereit! Endlos scheint mir die Zeit, in der nichts passiert, aber ich weiß, dass wieder über die Funkgeräte die Funktion der Systeme abgestimmt wird. Aus heiterem Himmel gibt der Boden unter mir nach und die Adrenalinschleusen in meinem Körper öffnen sich. Nahezu freier Fall über 15 Meter! Aber man kommt gar nicht dazu, darüber nachzudenken, denn schon - mittlerweile auf 67 km/h beschleunigt - wird es flacher, drückt es mich mit 2,5facher Erdanziehung an die Wand, und es geht wieder nach oben in den ersten Looping. Wahnsinn!

Die Rutsche ist lichtdurchlässig, sodass man den Weg, den man in enormer Geschwindigkeit entlanggleitet, gut sehen kann. Die Falllinie ist schnurgerade wie in einer Bobbahn. Kein Hin-und-Her-Pendeln stört den rasanten Lauf. Schon geht es fast kopfüber über den ersten Loopinghöhepunkt und danach gleich noch einmal steil nach unten. Wieder ein Tiefpunkt, jetzt der Wechsel auf die andere Seite (ich denke für einen Moment unwillkürlich an Kurvendiskussionen und Differentialgleichungen) und wieder nach oben in den zweiten, etwas flacheren Looping. Wieder nach unten und in einem langgezogenen Bogen, den man blitzschnell durchmisst, donnere ich nach gerade mal 10 Sekunden Rutschzeit in den mit Wasser gefüllten Landeteil, der mich ziemlich brutal abbremst.Wow! Geschafft! Die Endorphine wallen durch meinen Körper. Der absolute Wahnsinn!

Ich steige aus dem Landebecken und warte auf Evelin. Wieder vergeht viel Zeit, bis alles gecheckt ist. Dann höre ich am Dröhnen aus dem Rutschenschlund, dass jemand auf dem Weg ist. Sekunden später schießt sie wie zuvor ich mit High-Speed aus der Röhre und bleibt Sekunden wie betäubt im Landebecken liegen. Auch sie muss die grenzwertige Fahrt erst verdauen. Aber dann lächelt sie.

Resümee: Die neue Rutsche ist der absolute Overkick. Es kostet erhebliche Überwindung, aber wenn man es geschafft hat, entschädigt die Erfahrung und das Glücksgefühl für Vieles. Die Rutsche ist nunmehr auch vom TÜV geprüft und freigegeben und die Überwachungssysteme samt Absicherungsmaßnahmen machen die L2 nicht nur zur spektakulärsten sondern wohl auch zur sichersten Wasserrutsche der Welt. Beide Daumen hoch!

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Ein paar Fakten:

  • Die L2 im WAVE ist die erste Doppellooping-Wasserrutsche der Welt
  • Die L2 kostet € 900.000,-- wovon aus regionaltouristischen Gründen € 720.000,-- der Tourismusverband "Ferienregion Hohe Salve" beisteuert.
  • Die Rutsche ist ab 14 Jahren zugelassen
  • Mindestgewicht 40 kg, Höchstgewicht 130 kg
  • Mindestgröße 1,30 m.
  • Testbetrieb € 1,50 ohne Limit (so oft man will)

Tags:
l2 , wave

Ich kann sie schon verstehen - die Kritik, dass Kufstein jetzt ein nagelneues großzügiges Freibad hat, das die Wörgler Wasserwelt WAVE, die sonst alles kann, nicht bietet. Aber man muss hier fairerweise das Becken im Bad lassen und Äpfel mit Äpfeln vergleichen.

Das WAVE war von Anfang an dafür konzipiert, das ganze Jahr über Badevergnügen zu bieten. Dafür hat man das Konzept eines Erlebnisbades mit 25-Meter-Becken gewählt und vor allem die Zielgruppe der Sport- und Gesundheitsschwimmer, der Kinder und Jugendlichen sowie der Saunagäste angesprochen.

Für den Sommer hat man einen möglichst großen Freibereich mit einem Außenbecken gebaut, der natürlich nicht mit einem "echten" Sommerfreibad mithalten kann. Im Gebäude selbst steht aber auch für den Sommer mit Wellenbad, Lagune, Sportbecken und diversen Rutschen mehr Wasser- und Action-Fläche zur Verfügung als in jedem anderen Bad. Für eine Erweiterung des Freibereichs fehlte und fehlt einfach auch der Platz. Die derzeit in Umsetzung befindliche Attraktivierung kommt somit speziell den Kleinkindern mit dem Spielbach, den größeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit der Looping-Rutsche und den Wellnessfans mit der Poolbar entgegen.

Dass man trotz immer wieder geäußerter Wünsche kein weiteres Freibecken baut, liegt zum Einen daran, dass dann die Liegefläche zu Lasten der Sonnenbadegäste noch kleiner würde, zum Anderen daran, dass ein solches einen eigenen, im Betrieb sehr teuren, Wasserkreislauf benötigen würde und nur für die relativ wenigen Badetage in der Sommerzeit genutzt werden könnte.

Das WAVE ist wie jede Einrichtung ein Kompromiss. Aber einer, bei dem darauf geachtet wurde, möglichst vielen Menschen ein ganzjähriges, attraktives Angebot zu machen. Dass man damit nicht alle zufriedenstellen kann, liegt leider in der Natur jedes Kompromisses.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
wave

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