Ein Blog von Arno Abler
panorAAma

Herzlich willkommen auf meinem Blog "panorAAma"!

In diesem Blog zeige ich Ihnen meine Sicht auf Themen, die mich beschäftigen. Ich lade Sie herzlich ein, mit mir zu diskutieren und freue mich auf Ihre Sicht.

Arno Abler


Oft ist man versucht – und ich ertappe mich selber immer wieder mal dabei – einer Meldung, Aussage oder Nachricht bequemlichkeitshalber sofort zu vertrauen und die Dinge nicht angemessen zu hinterfragen. Dabei sitzt man leider sehr oft Irrtümern auf, die man mit einem etwas sorgfältigeren zweiten Blick leicht vermeiden könnte. Ein paar Beispiele gefällig? Gern!

Der SV Wörgl baut derzeit einen Kunstrasenplatz im Stadion, der für Trainingszwecke der Kampfmannschaft wie auch der Nachwuchskader dient und so nebenbei die laufenden Wartungskosten deutlich reduziert. Erste Reaktionen, die ich gehört habe, waren: „Für sowas hat die Stadt Geld?“

Der zweite nähere Blick auf die Situation würde zeigen, dass die Stadt Wörgl dafür keinen Cent aufzuwenden hat. Der Platz wird vielmehr aus Mitteln der Tiroler Sportstättenförderung, aus Geldern des Fußballverbands für das in Wörgl eingerichtete Landes-Ausbildungszentrum (LAZ), aus Werbemitteln und Leistungen des Vereins sowie aus künftigen Einnahmen bei der Nutzung des Trainingsplatzes finanziert, und ist damit ein tolles Beispiel, wie mit innovativen Ideen Vereinsprojekte realisiert werden können, ohne immer auf Gemeindemittel angewiesen zu sein.

Ein anderes Beispiel: Das WAVE errichtet derzeit neben einigen weiteren Maßnahmen die erste Doppelloupingrutsche der Welt – die sensationelle L2, die den Benutzern allen Mut abverlangen wird. Kostenpunkt: rund € 900.000.--. Erste Reaktion: „Dafür hat die Stadt Geld?“ Der zweite Blick hinter die Kulissen relativiert auch hier wieder vieles. Allein unser Tourismusverband beteiligt sich mit € 720.000,-- an der Attraktivierung unseres Erlebnisbades, um es auch künftig für die Gäste in der Region interessant zu halten. Die Maßnahmen waren überdies dringend notwendig, um die Gästefrequenz und Einnahmen der Wörgler Wasserwelt auch künftig zu sichern. Was viele nicht wissen: Unser Bad ist eines der ganz wenigen, die ihre laufenden Kosten selbst erwirtschaften können.

Noch ein Beispiel: Die Sperrstunde von drei Wörgler Lokalen in der Innenstadt wurde vor einiger Zeit auf 2:00 Uhr festgesetzt. Reaktion: „Der Bürgermeister möchte uns die Nächte vermiesen und reduziert für ganz Wörgl die Sperrstunde.“ Nun, das möchte er nicht. Er ist ja selber einer, der gern mal etwas länger sitzt. Und um ganz Wörgl geht es eben auch nicht. Fakt ist: Alle anderen Gastbetriebe hatten schon bisher spätestens um 2:00 Uhr Sperrstunde. Daran hat sich absolut nichts geändert. Durch die Beschränkung der drei Lokale sind vielmehr die nächtlichen Vandalenakte, Sachbeschädigungen, Ruhestörungen und Schlägereien um über 50 % (in Worten: Fünfzig Prozent) zurückgegangen. Ein geringfügiger Nachteil für die Nachtschwärmer, aber ein Riesenvorteil für die Lebensqualität zahlloser Bürgerinnen und Bürger, die am frühen Morgen wieder zur Arbeit müssen.

Letztes Beispiel: „Das Perchtenlaufen wurde in Wörgl verboten,“ hieß es. Unsinn! Die Perchten, Teufel und Hexen sind am 5. Dezember nach wie vor herzlich willkommen. Aufgrund zweier schwerwiegender Unfälle (Personenbrand und Augenverletzung) hat die Veranstaltungsbehörde aber Sicherheitsauflagen erlassen, welche zum Schutz der Zuschauer wie auch der Darsteller dienen. Oder würden Sie ein von einem meterlangen afrikanischen Gnuhorn in teuflischer Ausgelassenheit ausgestochenes Auge Ihres Kindes akzeptieren? Eben!

Jedes Ding hat zwei Seiten, heißt es. Die meisten haben allerdings unzählige mehr. Nur wenige Dinge im Leben sind schwarz/weiß. Die meisten sind farbenfroh und bunt und sehen von jedem Blickwinkel etwas anders aus. Je mehr man darüber weiß, desto besser kennt man die Auswirkungen einer Veränderung. Viele dieser Veränderungen beruhen auf Entscheidungen. Entscheidungen im Privatbereich für das familiäre Umfeld genauso wie in der Politik für eine gesamte Gesellschaft.

Entscheidungen sollten niemals einfach nur willkürliche Befindlichkeiten sein, sondern stets in Abwägung aller bekannten Tatsachen in reiflicher Überlegung getroffen werden. Immer gibt es Leute, die davon profitieren, und welche, die einen Nachteil erleiden. So gut wie nie sind alle Menschen froh darüber. Das ist aber wohl oder übel die eigentliche Aufgabe der Gemeindemandatare und des Bürgermeisters: kluge Entscheidungen zu treffen, die möglichst Vielen zum Nutzen sind. Und dafür ist es eben notwendig, sich anzugewöhnen, stets einen zweiten Blick auf die Tatsachen zu riskieren und ruhig auch mal einen dritten.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
wörgl



67,1 % der Iren haben im zweiten Anlauf also „Yes“ zum Lissabon-Vertrag gesagt. Ein bitterer Kelch ist damit an Europa vorübergezogen und der Großteil der rund 500 Mio. Einwohner der EU freut sich zu Recht darüber.

Mag wohl sein, dass die Wirtschaftskrise, die sich in Irland besonders drastisch spürbar gemacht hat, einen erheblichen Beitrag zu diesem Meinungsumschwung geleistet hat. Es kann aber auch durchaus sein, dass die Iren mittlerweile wesentlich besser über den Lissabon-Vertrag informiert sind und dass ihn vielleicht sogar Premierminister Brian Cowen inzwischen gelesen hat.

Faktum ist, dass der Vertrag sowohl für die Iren als auch für die anderen Mitgliedsstaaten und für Europa insgesamt einige wesentliche Verbesserungen gegenüber dem derzeit gültigen Vertrag von Nizza bringen soll und hoffentlich nach der jetzt noch ausstehenden Unterzeichnung durch Polen und Tschechien endlich auch wird:

* Die Erweiterung der EU über die derzeit 27 Mitgliedsstaaten hinaus wird damit möglich gemacht. Wer die EU grundsätzlich in Frage stellt und lieber wieder zum multinationalen Europa vergangener Jahrhunderte zurückkehren will, in denen permanent irgendwo Krieg geführt wurde, kann diesem Argument wohl nichts abgewinnen – ihm ist aber ohnehin nicht zu helfen.

* Jedes Mitgliedsland – und sei es noch so klein – kann nun einen Kommissar stellen und damit maßgeblichen Einfluss auf die operative europäische Politik nehmen.

* Ein EU-Vizepräsident wird das künftige gemeinsame Außenamt leiten. Das verschafft der EU international wesentlich mehr Gewicht und Handlungsspielraum. Bisher hat die Union global mit 27 Zungen kakophoniert, was im Konzert der Weltmächte oft genug für ein müdes Lächeln gesorgt hat.

* Künftig müssen europäische Entscheidungen nicht mehr einstimmig sein, was bereits bei 27 Mitgliedsstaaten kaum mehr möglich ist. Durch ein ausgewogenes Mehrheitsentscheidungsrecht, das sowohl die Interessen der großen als auch der kleinen Staaten berücksichtigt, wird eine Paralysierung des zweitgrößten Wirtschaftsraums der Welt künftig vermieden.

* Die Parlamente werden sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene aufgewertet und bekommen mehr Mitspracherechte. Die Demokratie wird dadurch auch auf Unionsebene besser als bisher verankert.

* Last not least gibt es künftig auch ein Ausstiegsszenario für Mitgliedsländer, die sich partout nicht mit den großen gemeinsamen europäischen Zielen anfreunden wollen. Sie können nun nach einem festgelegten Prozedere die EU auch wieder verlassen.

Wir tun also gut daran, UNSERE Union gemeinsam weiterzuentwickeln und nicht nur ständig auf den natürlich auch vorhandenen Unzulänglichkeiten herumzuhacken. Sagen wir Ja zu einer gemeinsamen vertrauensvollen Zukunft, so wie Molly Bloom in Ulysses, dem Meisterwerk des irischen Nationalschriftstellers James Joyce, das mit den verheißungsvollen Worten endet: „und ich hab ja gesagt ja ich will Ja.“

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
irland , eu , lissabon



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