Ein Blog von Arno Abler
panorAAma

Herzlich willkommen auf meinem Blog "panorAAma"!

In diesem Blog zeige ich Ihnen meine Sicht auf Themen, die mich beschäftigen. Ich lade Sie herzlich ein, mit mir zu diskutieren und freue mich auf Ihre Sicht.

Arno Abler


Derzeit wird unser städtischer Haushalt von der Realität überholt. Haben wir gerade erst den Kassasturz vorliegen, der eine sehr positive Bilanz für die Stadt Wörgl zum Jahresbeginn zeigt, so schlägt sich jetzt die Wirtschaftskrise voll auf die Gemeindefinanzen durch.

In den letzten Tagen mehren sich die positiven Einschätzungen in der Weltpresse, dass die Finanzkrise langsam dem Ende zugeht, es Zeichen der Erholung an den Börsen und Finanzmärkten gibt und der Boden des massiven Einbruchs gefunden ist. Leider bedeutet das aber nicht, dass auch die Rezession in der Realwirtschaft bereits vorbei ist. Im Gegenteil wird hier das dicke Ende mit einer spürbaren Zunahme der Arbeitslosigkeit und einem entsprechenden Sinken der Kaufkraft erst kommen, so wie auch der Beginn der realen Krise erst ein halbes Jahr nach dem Bankencrash eingesetzt hat.

Das letzte Merkblatt des Landes Tirol lässt in den Gemeindestuben des Landes daher keine Freude aufkommen. Die Abgabenertragsanteile, die Steuereinnahmen, welche auf die Gebietskörschaften Bund, Länder und Gemeinden aufgeteilt werden, gehen wesentlich drastischer zurück als ursprünglich prognostiziert. Für heuer wird dabei ein Rückgang von 2,8 %, für nächstes Jahr sogar von 3,6 % erwartet. Dazu kommt, dass auch die Kommunalsteuer, die ja unmittelbar mit der Anzahl der Arbeitsplätze in der Gemeinde zusammenhängt, in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit stagniert bzw. sogar sinkt. Bei uns in Wörgl gab es bisher gottlob keine großen Insolvenzen, aber vor allem die heimische Transport- und Exportwirtschaft leidet unter massiven Auftragsrückgängen. Viele Betriebe haben längst auch bei uns damit begonnen, natürliche Abgänge im Personalstand nicht mehr nachzubesetzen. Die Beschäftigungsquote geht daher zurück.

Die Stadt Wörgl ist trotz der immer noch vergleichsweise starken heimischen Wirtschaft von dieser Entwicklung ebenso betroffen und hat mit konkreten Maßnahmen auf diese Entwicklung zu reagieren. Wir haben zwar in den letzten Jahren erhebliche Rücklagen bilden können, die uns auch bei weiteren schlechten Nachrichten die ordentliche Abwicklung unserer Aufgaben ermöglichen. Diese Reserven sollen aber für wirkliche Notfälle da sein und nicht zur Aufrechterhaltung eines sorglosen „business as usual“. Wir müssen also handeln.

Was ist nun konkret zu tun, um die schwierige Zeit unter Aufrechterhaltung der städtischen Wohlfahrt unbeschadet zu überstehen?

Die Stadt darf und wird kein Personal abbauen. Soll sie doch einerseits als Arbeitgeber Vorbild sein und zur Stabilität des Arbeitsmarkts ihren Beitrag leisten, ist es gerade in schwierigen Zeiten wichtig, eine effiziente Verwaltung aufrecht zu erhalten und außerdem das vielfältige Know-How der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bewahren. Aber die kommunalen Einrichtungen müssen so wie die Privatwirtschaft ihren Personalkostenfaktor verbessern, weshalb es vorläufig keine freiwilligen Zusatzleistungen geben kann und auch bei uns durch geeignete Maßnahmen natürliche Personalabgänge nach Möglichkeit nicht nachbesetzt werden dürfen.

Dazu ist unbedingt die Evaluierung sämtlicher städtischer Aufgabenprozesse in Hinblick auf ihre Effizienz und Zweckmäßigkeit notwendig, welche wir vor Kurzem begonnen haben. Die Abwicklung der Gemeindeagenden muss gestrafft, überlieferte Gewohnheiten auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft und die Transparenz der Verfahrensabwicklung verbessert werden. Wir führen sozusagen eine kommunale Verwaltungsreform durch.

Alle geplanten Investitionen und Anschaffungen im einmaligen Haushaltsbereich müssen auf ihre Notwendigkeit und Dringlichkeit hin überprüft und einer Priorisierung unterzogen werden. Projekte, die nicht absolut dringlich sind, müssen vorläufig zurückgestellt werden.

Der laufende Haushalt ist auf mögliche Einsparungspotenziale zu untersuchen und besonderes Augenmerk auf strikte Budgetdisziplin zu legen. Dabei kann es auch bei Förderungen, freiwilligen Leistungen und Subventionen kein Tabu geben. Eine Schuldaufnahme für die Finanzierung des laufenden Betriebs darf und wird es jedenfalls nicht geben.

Bei jeder konkreten Maßnahme muss allerdings abgewogen werden, ob die Auswirkungen in einem zumutbaren Verhältnis zu den Einsparungen stehen. Wir müssen verantwortungsvoll und mit Augenmaß auf die Krise reagieren und dürfen dabei nicht das Kind mit dem Bad ausschütten. Nach jedem Regen folgt irgendwann Sonnenschein und nach jeder Krise geht es irgendwann wieder bergauf. Bis dahin haben wir aber unsere Hausaufgaben zu machen.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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stadtfinanzen , wirtschaftskrise


Gestern gab es im Wörgler Gemeinderat eine sehr emotionale Diskussion um das Für und Wider einer Doppelbelegung von 10 bisherigen Einzelzimmern in unserem Seniorenheim.

Grund für den Antrag war die begrenzte Heimkapazität von 120 Betten, die ständig voll belegt sind und mittlerweile zu einer beständig ansteigenden Warteliste geführt haben. Voraussetzung der Doppelbelegung ist die freiwillige Bereitschaft dafür seitens der betroffenen Bewohner bzw. – im Demenzfall – von deren Angehörigen. Die Größe der Zimmer reicht jedenfalls dafür aus.

Die Gegner wenden ein, dass diese Freiwilligkeit nicht immer sicher gestellt werden kann und gerade durch den Wegfall des Angehörigenregresses (Zahlungsverpflichtung für die Kinder) mit Jänner heurigen Jahres ein finanzieller Druck auf die Heimaufnahme, notfalls eben auch in Doppelzimmern, führen würde, dem die betagten Menschen nichts entgegen zu setzen hätten. Man sieht diese Doppelzimmer gerade bei pflegebedürftigen Heimbewohnern als unwürdig an und führt auch die teilweise Ablehnung durch Ärzte und Pflegepersonal ins Treffen.

Die Befürworter, zu denen auch ich mich bekenne, sehen darin eine Notmaßnahme, um überhaupt einen eventuell dringend benötigten Heimplatz anbieten zu können, bis eine Erweiterung des bestehenden Seniorenheims technisch und finanziell möglich ist. Wobei auch für mich die Sicherstellung der Freiwilligkeit höchste Priorität hat.

Es gibt durchaus ältere Menschen, die sich von der Zimmerteilung mit einem zweiten Heimbewohner mehr sozialen Kontakt, Abwechslung und Kommunikation erwarten. Auch die vorübergehende Aufnahme zu pflegender Angehöriger, um einmal wieder einen Urlaub nehmen zu können, ist von Seiten der Angehörigen ein Argument. Auch der Vergleich mit Krankenhäusern, in denen es normalerweise überhaupt keine Einzelzimmer gibt, ist durchaus zulässig.

Das wichtigste Argument, das dafür spricht, ist aber wohl die Tatsache, dass bei Vollauslastung ein dringend benötigter Heimplatz eben gegebenenfalls nur in einem Doppelzimmer oder eben überhaupt nicht angeboten werden kann. Da wird man in vielen Fällen diesen Kompromiss gerne eingehen.

Der Gemeinderat hat jedenfalls nach langer Debatte die vorübergehende Doppelnutzung von bis zu 10 Zimmern mit großer Mehrheit angenommen.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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seniorenheim


Die erste Auflage des heurigen städtischen Betriebsausflugs, der immer an zwei Terminen abgehalten wird, um möglichst vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Teilnahme zu ermöglichen, ging Freitag/Samstag nach Lienz.

Zentralpersonalvertreter Hans Rieder hatte die Reise wie gewohnt akribisch vorbereitet und damit wohl den für das Wetter zuständigen Petrus stark beeindruckt. Wir fuhren so bei wider Erwarten gutem Wetter über die Großglockner Hochalpenstraße nach Osttirol. Neben mir selbst begleiteten die Gruppe aus Seniorenheim, Stadtwerken und Stadtamt aus dem kommunalpolitischen Lager noch Personalreferent Manfred Mohn und Stadtrat Hannes Mallaun.

Nach Besuch des Manggäwirts, der sein zahmes Murmeltier auf der Schulter trägt und damit den Gästen imponiert, nahmen wir unser Mittagessen im Kaiser-Franz-Josefs-Haus unter der wolkenverhangenen Aufsicht des höchsten Berges Österreichs mit etwas beklemmendem Blick auf die rasant schwindende Pasterze ein.

Nach dem Besuch der Lienzer Altstadt, den nun doch der Regen etwas beeinträchtigte und dem obligatorischen gemeinsamen Abendessen war bis in die frühen Morgenstunden ausgelassene Stimmung bei Hits der Siebziger und Achtziger in der Hausdisco unseres Restaurants angesagt.

Am nächsten Morgen lud uns dankenswerter Weise mein lieber Freund und Kollege LA Andreas Köll, der Bürgermeister der Marktgemeinde Matrei i. O., zu einem luxuriösen Brunch in seiner Heimatgemeinde ein. Bei der Rückfahrt über das Zillertal kehrten wir abschließend noch bei NRAbg. Franz Hörl in Gerlos auf Kaffee und Kuchen und einen kurzen Plausch ein.

Der Ausflug bleibt uns wohl allen in positiver Erinnerung, wurden doch schöne Kontakte zwischen den Abteilungen geknüpft und ist man sich auch persönlich dort und da näher gekommen. Vor allem dazu sind solche Betriebsausflüge eigentlich da. Wenn man sich ein bisschen besser kennen lernt, kann man erst so richtig spüren, was für großartige Leute bei der Stadtgemeinde Wörgl und ihren Betrieben arbeiten. Es war mir eine Ehre, dabei zu sein!

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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betriebsausflug , mitarbeiter


Selten hat mich ein Buch so beeindruckt wie „Der schwarze Schwan“ von Nassim Nicholas Taleb.

Der Titel beschreibt die Tatsache, dass man in Europa über Jahrhunderte hundertprozentig sicher war, dass ein Schwan stets weiß sein muss, bis nach der Entdeckung Australiens mit dem Trauerschwan auch schwarze Schwäne bekannt wurden.

Der schwarze Schwan ist bei Taleb ein Symbol für immer wieder auftretende unvorhergesehene Ereignisse auf allen erdenklichen Gebieten, die enorme Auswirkungen haben. Dabei geht es ihm nicht um den Zufall der Spielcasinos, sondern um extreme Risiken und Chancen, die zwar sehr selten sind, aber niemals ausgeschlossen werden können. Besonders „gefährlich“ sind dabei jene schwarzen Schwäne, deren Existenz man nicht einmal vermutet.

Der Autor widerlegt mit spitzer Zunge und fesselnd unsere ständige Zugrundelegung der Gaußschen Normalverteilung und platonischer Maßstäbe auf Statistik, Wirtschaft, Katastrophen und so gut wie alle unsere „normalen“ Lebenssituationen. Er nennt dieses Land der Berechenbarkeit, das wir uns der Einfachheit halber stets vorgaukeln, Mediokristan und setzt es gegen Extremistan, das Land, in dem wir tatsächlich leben, und dessen Überraschungen wir nie im Voraus kennen.

Die Geschichte betrachten wir immer im Rückspiegel, nachdem alles schon passiert ist, und rechtfertigen dann die Entwicklung der Ereignisse mit logischen Kausalitäten. Im Vorhinein ist es aber – was dieses Buch stichhaltig zeigt – niemals kausal, welchen Weg die Geschichte gehen wird.

„Der schwarze Schwan“ hat mein Bild der Welt verändert. Es hat einen Vorhang zur Seite gezogen, der nie wieder zu schließen sein wird. Und ich bin Nassim Nicholas Taleb sehr dankbar dafür.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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der schwarze schwan , buchkritik


Heute Nachmittag war einer jener seltenen Gelegenheiten, wo man vor Freude eine Gänsehaut kriegt. Der gesamte Kindergarten "Grömerweg" führte in der Aula des Bundesschulzentrums "Die kleine Raupe Nimmersatt"auf.

Anlässlich des 40. Jubiläums dieses erfolgreichen Kinderbuchs hatten die Kindergärtnerinnen und Helferinnen unter der Leitung von Heidi Achrainer mit ihren Kindergartenkindern die Geschichte mit vielen liebevollen Details, wunderschönen Kostümen und mit den Kindern aufwändig gestalteten Accessoires als Theaterstück einstudiert und gaben dieses als Premiere und gleichzeitig einmalige Aufführung in Anwesenheit der erwartungsfrohen Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde.

Das Lampenfieber zu Beginn der Aufführung war geradezu körperlich spürbar in der großen Halle, in der in einem schlichtem Bühnenbild das Lebensumfeld der Raupe dargestellt war. Und die Kinder gaben ihr Bestes. Sie liefen als Blumen, Raupenbestandteile, Sonnenstrahlen, Obst und Gemüse, Musiker, Erzähler und Schmetterlinge zu darstellerischer Höchstform auf. Man spürte die Begeisterung, die Freude, aber auch die Spannung im ganzen Raum, was am Ende natürlich zu frenetischem Applaus führte.

Wie schön, zuzusehen, wenn sich Kinder für etwas voll begeistern und engagieren können, wenn sie im Hier und Jetzt in ihrer jeweiligen Aufgabe regelrecht aufgehen, wenn sie akribisch ihre Rolle ausfüllen und zuletzt zurecht mit Stolz ihren Beifall genießen. Wir Erwachsenen sollten öfters zu solchen Aufführungen gehen, damit wir nicht vergessen, wie intensiv das Leben ist.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
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In einem Interview im heutigen Standard kritisiert der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek (ÖVP), dass man seit dem EU-Beitritt 1995 verabsäumt hätte, die Rolle Österreichs in Europa klar zu definieren, und sieht darin einen der Hauptgründe für die breite EU-Skepsis in unserem Land.

Damit hat er wohl Recht. Die Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher, deren Zustimmung zum Beitritt damals durch massive Informations- und Überzeugungskampagnen erreicht worden ist, wurde anschließend sich selbst und damit populistischen Strömungen überlassen. Eine klare, verständliche und transparente Information über die europäischen Ziele und Schwerpunkte fehlt seither weitgehend.

Damit fehlte wohl auch der notwendige Diskurs zur Definition der österreichischen Rolle innerhalb des „Vereinigten Abendlandes“. Zwar wurde gelegentlich vom Brückenkopf nach Osten, der Drehscheibe zum Balkan oder dem neutralen Gegenpol zu einer europäischen Militärzone gesprochen, aber eine klare Ausrichtung oder ein gesamteuropäisches österreichisches Selbstverständnis gibt es bis heute nicht.

Dabei hätte Österreich zahlreiche hervorragende Kompetenzen, die es federführend in der Union einbringen könnte, wie zum Beispiel den alpinen Tourismus, die öffentliche Verwaltung samt eGovernment (hier sind wir seit Jahren Europameister), die im Föderalismus tatsächlich gelebte Subsidiarität, erneuerbare Energien oder auch die historische Wiener Kultur. Offensichtlich fehlt uns aber noch immer das nationale Selbstbewusstsein, das uns 1919 in Saint-Germain abhanden gekommen ist, das jetzt als konstruktive Kraft im Wettbewerb um Ideen und Konzepte mit den anderen Staaten Europas aber sehr hilfreich wäre. Dafür haben wir auf der anderen Seite ein Zuviel an nationalem Pathos, um nicht zu sagen nationaler Überheblichkeit, das uns immer wieder die Nichtkonformität Europas mit unseren post-donaumonarchistischen Werten vor Augen führen will. Dieses Problem teilen wir allerdings mit etlichen anderen Staaten.

Ein unverkrampftes Verhältnis Österreichs zur EU ist für eine gedeihliche Zukunft unumgänglich. Dafür braucht es aber einen Paradigmenwechsel im heimischen Denken vom bipolaren „Die dort in Europa und wir hier in Österreich“, wo ständig über Mängel und Defizite debattiert wird, hin zu einem integrativen Verständnis unseres gemeinsam zu gestaltenden Abendlandes, dessen auf historischen Gemeinsamkeiten aufbauende kulturelle Vielfalt eine einzigartige Chance für die Bewältigung der anstehenden globalen Herausforderungen ist. Heißt schlicht: Das Gemeinsame vor das Trennende stellen!

Die morgige Wahl wird an dem Problem wohl nicht viel ändern. Trotzdem dürfen wir sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Alle demokratisch gesinnten Kräfte, für die Europa nicht nur ein Büro in Brüssel ist, müssen ihr Wahlrecht wahrnehmen. Schließlich zählt bei niedriger Wahlbeteiligung die einzelne Stimme umso mehr.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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europa , eu-wahl


Am Tiroler Gemeindetag stellte heute Landesrätin Dr. Beate Palfrader erstmals offiziell das neue Gratiskindergartenkonzept für Tirol vor, das bereits ab dem heurigen September in Kraft treten soll.

Hier die Eckdaten:

- Für die zwei letzten Kindergartenjahre vor dem Schulbesuch (Kinder über 4 Jahre) erhalten die Träger (Gemeinden) einen Pauschalbetrag von € 450,-- pro Jahr für jedes betroffene Kindergartenkind (für die 4-jährigen bezahlt den Betrag das Land Tirol, für die 5-jährigen die Republik Österreich. Für letzteres gibt es bundesweit eine 15a-Vereinbarung mit den Ländern, ersteres macht Tirol freiwillig. Die Regelung gilt für 20 Wochenstunden vormittags und deckt den Entfall der bisherigen Gemeindeeinnahmen in jedem Fall ausreichend ab.

- Dafür sind diese beiden Jahre mit Ausnahme allfälliger Gebühren für Verpflegung, Nachmittags- und Sommerbetreuung für die Eltern ab Herbst vollkommen kostenlos.

- Für die 5-jährigen (letztes Kindergartenjahr) wird der Besuch des Kindergartens sozusagen als Vorschuljahr ab 2010 grundsätzlich verpflichtend werden. Die notwendigen Kapazitäten dafür sind bereits weitestgehend vorhanden.

Das Konzept hat am 2. Juni die Tiroler Landesregierung passiert und wird wohl im Juli-Landtag beschlossen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dem Land durch diese Regelung ein Meilenstein in der Entwicklung der Kinderbetreuung geglückt ist. Für Geringverdiener war der Besuch ihres Sprösslings im Kindergarten bisher finanziell oft schwer zumutbar, obwohl es in vielen Gemeinden – so auch in Wörgl – bei Bedarf großzügige soziale Hilfen gibt, deren Beantragung aber natürlich auch immer eine Hürde darstellt.

Mit dem bereits bisher bereitstehenden „Kindergeld Plus“ von € 400,-- für die 2 – 4-jährigen wurde nun die Lücke der Kinderbetreuung und –pädagogik bis zur Schule geschlossen. Damit steht jetzt in Ergänzung zur heimischen Erziehung ein durchgängiges, effizientes und hochqualitatives Betreuungs- und Bildungssystem schon vor Schulbeginn zur Verfügung. Nur wer nie gesehen hat, mit wie viel Liebe, Herz und Empathie die Kindergartenpädagoginnen und Helferinnen in unseren Kindergärten arbeiten, kann das wirklich ablehnen. Unter Fachleuten ist der Wert des Kindergartens für die Bildungsentwicklung absolut unbestritten.

Wir haben im Kreise der Bürgermeister nur ein wenig befürchtet, dass die Gemeinden hier neuerlich zum Handkuss kommen und nur Teile des Einnahmenentfalls ersetzt werden. Die Sorge war umsonst. Hut ab, Frau Landesrätin. Dieser Wurf ist gelungen!

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
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kindergarten , gratiskindergarten , land tirol


Twitter ist in allen Online-Schlagzeilen. Doch was man damit genau machen kann, liest man dabei selten.

Für Nicht-Insider: Twitter ist ein soziales Netzwerk, auf dem man kurze Meldungen von 140 Zeichen an Leute verschicken kann, die einem folgen (follower). Gleichzeitig bekommt man all die Meldungen von den Leuten, denen man selber folgt. Was das genau für Meldungen sind, steht dem Schreiber frei. Das geht von der bedeutsamen Mitteilung, dass einem das Frühstück geschmeckt hat, über Tipps und Hinweisen zu diversen Themen, Links auf Interessantes im Web und brandaktuelle Neuigkeiten aus aller Welt bis hin zu Werbung und konkreten Angeboten von Unternehmen.

Es ist nicht leicht, sich hier zurechtzufinden, habe ich das Wochenende über bei meinen ersten Gehversuchen im Zwitscheruniversum leidvoll festgestellt, aber irgendwie hat es schon seinen Reiz. Wie bei allen Neuerungen im Web 2.0 muss auch Twitter erst aus der Krabbelstube kommen und seinen konkreten Nutzen beweisen. Einige verdienen bereits jetzt ihr Geld damit, andere versuchen, Interessantes zu erfahren und dabei die Spreu vom Weizen zu trennen.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das Gezwitscher auch in unseren Breiten seinen Weg machen wird und irgendwann vielleicht im Gemeindebereich für eine rasche und direkte Information eingesetzt werden kann. Derzeit ist es einfach zu unübersichtlich für echte zielgerichtete Information. In ganz Österreich scheinen derzeit erst rund 800 Twitterer auf. Man hat also mit Sicherheit noch nichts verpasst. Bin sehr gespannt, wohin das führt. Wenn Sie auch reinschnuppern, folgen Sie mir doch unter http://twitter.com/Arno_Abler.

Update vom 2.6.09:
Hier gibt es eine gute Erklärung, was Twitter sein kann (http://bit.ly/14pXuT), die mir Twitterer kulturmanager geschickt hat.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
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twitter


Glaubt man den Umfragen zum Beispiel auf standard.at, so werden – vor allem in Österreich – nächsten Sonntag mit nur 21 % so Wenige ihr Wahlrecht wahrnehmen, wie noch nie.

Die EU-Wahlen am 7. Juni drohen zu einem Debakel für die Demokratie zu werden, die sich unsere Vorfahren mit Blut und Tränen erkämpfen mussten. Der Wahlkampf ist mau und kaum wahrnehmbar. Kein Wunder also, dass sich die Bürger dafür nicht erwärmen, wenn es nicht einmal die Politiker tun. Aber was ist schuld daran, dass das Interesse für die EU derartig gering ist, obwohl uns dieses mutige Konzept immerhin über 60 Jahre Frieden und einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung gesichert hat?

  • Die heimischen Politiker aller Couleurs verwenden die EU oft als Schutzschild und willkommenen Prügelknaben, um unpopuläre Entscheidungen einer anonymen Organisation in die Schuhe schieben zu können, statt deren Notwendigkeit zu erklären und zu vertreten.
  • Das Interesse der Menschen ist naturgemäß dort am größten, wo man unmittelbar Einfluss nehmen und die Auswirkungen von Entscheidungen sehen und zuordnen kann. Hier kommt zuerst die Gemeinde, dann das Land, dann der Bund und erst danach Europa.
  • Die von Zweckpopulisten ständig proklamierten Mängel der EU sind an den Stammtischen viel leichter verdaulich als die zahlreichen komplexen Benefits, die uns die Union gebracht hat, und die man oft erklären und verstehen muss.

Das Bild der EU muss dringend reformiert und objektiviert werden. Dazu sind alle Politiker aufgerufen, vor allem jene, die auf europäischer Ebene Einfluss haben und Verantwortung tragen. Den heutigen Bürgern kann man nämlich durchaus auch unbequeme Wahrheiten zumuten, wenn sie konsequent und transparent vertreten werden.

Das Wichtigste ist jedoch, das Wahlrecht auch in Anspruch zu nehmen. Die Demokratie steht nämlich nicht zur Wahl, aber bei ständig sinkenden Wahlbeteiligungen vielleicht bald zur Disposition!

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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eu-wahl , demokratie , wahlrecht


Dass die Tirol-Milch dieser Tage ihren 80. Geburtstag feiert, freut mich, ist sie doch einer der größten Arbeitgeber in der Stadt Wörgl und das Flaggschiff der Tiroler Milchwirtschaft. Leider kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Milchbranche derzeit massive Probleme gibt.

Der Milchpreis befindet sich im freien Fall und reagiert damit, wie in Märkten üblich, auf sinkende Nachfrage und ein steigendes Angebot. Die kleinen Landwirtschaftsbetriebe können so aber nicht kostendeckend arbeiten und bangen um ihre Existenz. Längst haben aber die Verantwortlichen gewusst, dass die Milchquotenregelung und die Preisstützung in der EU dem Ende zugehen und man sich auf die freien Marktmechanismen einstellen muss. Trotzdem hat man kaum reagiert. Irgendwie wird's schon weitergehen, scheint die Devise der landwirtschaftlichen Vogel-Sträuße gewesen zu sein. Irgendwie erinnert mich das an den Bauarbeiter, der vom Gerüst des Hochhauses fällt und in Höhe des ersten Stockes zu sich sagt: "Bis jetzt ist ja alles gut gegangen!"

Die Milchquoten und -preisstützung sind ein Relikt aus Zeiten der Planwirtschaft, die längst gescheitert ist. Der Markt muss auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren, im Konkreten durch Änderung der Bewirtschaftungsgrundlage von der Milchwirtschaft zur Muttertierhaltung, Schweine-, Hühner- oder Truthahnzucht - oder was auch sonst immer Nachfrage findet. Es kann doch nicht sonnvoll sein, mit EU-Geldern die Milchproduktion zu fördern und dann die Milch wegzuschütten!

Die Bauern hätten längst auf den unvermeidlichen Weg ins Unternehmertum vorbereitet werden müssen und durchaus auch können. Nach versäumten Jahren wird die Landung wohl immer härter werden. Dabei sind die Landwirte besonders wichtig für die heimische Wirtschaftsstruktur, Landschaftspflege, den Tourismus und die Nahrungsmittelversorgung. Aber wenn starre Strukturen auf den globalen Markt treffen, können sie nicht bestehen. Wenigstens jetzt, angesichts der dramatischen Entwicklung des Milchpreises, muss endlich mit einer konkreten Strategie reagiert werden. Ich werde in einem der nächsten Beiträge hier einen konkreten Vorschlag machen.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
milchwirtschaft , bauern , tirol-milch , wirtschaft


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