Ein Blog von Arno Abler
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Strengere Bankenregeln sind gut, aber ...

Nun haben sich die G20-Nationalbanker also geeinigt, die Basel-II-Richtlinie noch ein wenig zu verschärfen. Dabei soll vor allem die Liquidität der Banken gesichert, die Eigenkapitaldecke erhöht und die Spekulationen in undurchsichtige Derivate eingeschränkt werden. Gut so!

Auch, dass für besonders große Banken ein noch höheres Eigenkapitalerfordernis gilt, weil diese ja unter Umständen als systemrelevant „too big to fail“ sind und daher besser abgesichert werden müssen, ist eine gute Idee.

Aber hat man auf Topbankerebene auch gründlich darüber nachgedacht, was das für Auswirkungen auf die Realwirtschaft bzw. auf die Inflation haben wird?

Strengere Kreditanforderungen führen im Normalfall dazu, dass kleine innovative Unternehmen (Startups) mangels geeigneter Sicherheiten schwerer zu Krediten kommen. Gerade diese sind es aber, auch wenn einige davon es nicht schaffen, die als Vorreiter neuer Ideen und Pioniere auf unkonventionellen Wegen die wirtschaftliche Evolution vorantreiben. Ihnen sollte man es nicht schwerer sondern einfacher machen.

Die wichtigste Frage, die sich mir stellt, ist aber: Woher kam denn das Geld, das bisher die Spekulationsblase gefüllt hat? Das ist ja wohl nicht auf den Bäumen gewachsen. Sicher – des einen Freud, des anderen Leid – war ein Großteil der irrwitzigen Summen, die durch die Börsen und Hedge-Fonds gejagt wurden, einfach nur Spielgeld, das sich bei Saldierung mit ein wenig Katzenjammer wieder in Luft aufgelöst hat. Aber ich befürchte, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Mittel ganz real aus hohen Unternehmensgewinnen, Topgehältern und -boni, Zinseinkünften und Grundstücksrenten stammen, die auch künftig, wenn die Wirtschaft wieder anspringt, zur Verfügung stehen werden und irgendein Betätigungsfeld suchen.

Sollten diese Gelder in spekulativen Derivaten nicht mehr wie bisher veranlagt werden können, werden sie wohl in Sachwerte flüchten und dort durch erhöhte Nachfrage die Inflation anheizen. Damit steigen zumindest wieder die Grundstückspreise wie jüngst bei den wundersamen amerikanischen Eigenheimen und wohl auch die Aktienkurse von Unternehmen. Der derzeitige Anstieg der Börsen ist wohl nicht zuletzt den keinesfalls versiegten Finanzströmen zu verdanken, welche bisher in ABS, MBS, CDO und anderen künstlichen Finanzprodukten hochprozentig veranlagt wurden und jetzt irgendwo anders hinströmen müssen.

Ich bin sehr für die strengeren Regeln der Finanzwelt, auch für eine effiziente Überwachung. Ich rege nur an, nicht nur an den Symptomen herumzudoktern sondern die Ursachen der Kapitalagglomerationen zu erforschen und im internationalen Schulterschluss endlich die Rahmenbedingungen für eine gerechte und für alle lebenswerte Welt in Angriff zu nehmen. Die jüngste Wirtschaftskrise ist DIE Gelegenheit dazu.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Kommentare (1)

Kommentar vom: Mittwoch, 21. Oktober 2009 18:12:53

Ich wünsch mir was....

Lieber Arno!

Vermutlich verstehen die wenigsten Menschen genau was hier eigentlich passiert. Mich mit eingenommen.
Ich recherchiere viel in und abseits der Massenmedien. Ich bin ständig daran interessiert mir mit möglichst viel breitgefächertes Wissen meine eigene Meinung zu bilden. Aber bei diesem Thema stecke ich einfach fest und kann es nicht verstehen. Und deshalb komme ich jetzt abseits der von dir angeregten wirtschaftlichen Diskussion auf eine Frage, die zwar populistisch ist, aber viele Menschen beschäftigt:

Zuerst brauchen und nehmen die Banken unser Geld und dann werden große Summen für Manager ausbezahlt, die hier mit zu verantworten haben?

Mit wirtschaftlichen Argumenten kann man das den meisten Menschen sicherlich nicht begreifbar machen. Mir auch nicht. Und ich war immerhin ein paar Semester auf der BWL-Uni. Hier gehts wohl viel mehr um menschliche Werte, bzw. darum, das diese Vorgänge überhaupt nicht in mein Wertesystem passen. Bei den älteren Generationen ist das vermutlich noch dramatischer wie bei mir, der jüngeren Generation.

Warum können wir die notwendige Vorbildhaltung nicht erwarten und auch fordern?

Was hat unser System aus den Menschen gemacht, die hier tätig sind. Ein System, das Gier previligiert und provisioniert. Ein System, das beinahe alles unter Wachstum und Gewinn stellt. Ein System, das sich völlig von menschlichen Bedürfnissen entkoppelt. Wo bleibt hier die Vorbildhaltung ?
Bei allen mit Sicherheit richtigen Ansätzen in unserem System wird hier wohl (hoffentlich) die Spitze des Eisbergs erklommen, ein schwer akzeptierbares Extrem erreicht.

Da wir alle soziale Wesen sind die gemeinsam mit unserem Umfeld (persönlich wie über die Medien) wachsen, läufts mir kalt über den Rücken wenn ich diese Vorgänge beobachte. Wie wirkt sich das auf die Entwicklung der Menschen in unserem System aus. Werden wir uns zukünftig auch im privaten Umfeld so verhalten wie wir es vorgelebt bekommen? Gier, Ellbogeneinsatz und persönlicher Vorteil stehen über Freunschaft, Gemeinsschaft und sozialer Integrität. Und niemand denkt sich was dabei - es ist legitim. Das ist nicht mein Wunschbild von der Welt!

Ich wünsche mir, das sich unsere Politiker für uns Menschen einsetzen, für all jene, die diese Vorgänge nicht verstehen können. Das ist das System der Bürger. Und wir vertrauen der Politik, unseren gewählten Vertretern, das sie unsere Bedürfnisse schützt.

In diesem Sinne unterstütze ich jeden und alles was dazu beiträgt das System so zu verändern, das wir Menschen es auch noch verstehen und akzeptieren können.
Und ich hoffe, das es nicht noch viel schlimmeres wie die aktuelle Krise braucht, damit aus Fehlern gelernt wird.

Viele Grüße
Manfred















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