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Wörgler Freigeld

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Standort 6300, Wörgl
  Raiffeisenplatz 1
Datum . Dezember
Enddatum . Dezember
Kategorie Wirtschaft
Beschreibung
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Persönlichkeiten

  • Michael Unterguggenberger

Beschreibung

Wörgler Geldexperiment

In Wörgl war um 1932 die örtliche Zement- und Zellulosefabrikation stark zurückgegangen und die Arbeitslosenquote bedrohlich angestiegen. Die Gemeinde hatte einerseits beträchtliche Steuerausfälle, andererseits hohe Lasten durch Unterstützungsleistungen an Arbeitslose. Die Kasse war leer, und ein Ende war nicht abzusehen. Ab Anfang Juli 1932 gab die Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Michael Unterguggenberger als Lohn der Gemeindeangestellten eigene sogenannte Arbeitswertscheine aus, den Wörgler Schilling. Die Scheine gab es in Nennwerten von 1, 5 und 10 Schilling. Bis zum Ende der Aktion im August 1933 waren insgesamt Scheine im Wert von etwa 34.500 Schilling ausgegeben worden. Maximal wurden 12.000 Schilling gleichzeitig emittiert.

Die Arbeitswertscheine waren umlaufgesichertes Freigeld. Ideenlieferant war dabei die Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells. Monatlich musste eine Marke zu einem Prozent des Nennwertes der Note gekauft und in ein dafür vorgesehenes Feld auf der Vorderseite des Geldscheins geklebt werden, um ihn gültig zu erhalten. Das Geld war durch Hinterlegung von Schillingen der Gemeinde bei der örtlichen Raiffeisenkasse gedeckt und gleichwertig an Schillinge gekoppelt. Mit diesen Scheinen konnten Gemeindesteuern bezahlt werden. Einheimische Geschäftsleute nahmen das Geld in Zahlung.

Das Experiment glückte. Geldkreislauf und Wirtschaftstätigkeit wurden wiederbelebt, während das übrige Land tief in der Wirtschaftskrise steckte. Überall in Wörgl wurde gebaut und investiert. Noch heute zeugt unter anderem eine Straßenbrücke mit der Aufschrift „mit Freigeld erbaut“ davon. In den vierzehn Monaten des Experiments nahm die Arbeitslosenquote in Wörgl von 21 auf 15 Prozent ab, während sie im übrigen Land weiter anstieg.

Die positiven Auswirkungen führten dazu, dass der Modellversuch in der Presse als das „Wunder von Wörgl“ gepriesen wurde. Das Interesse daran stieg derart, dass über hundert weitere Gemeinden in Österreich dem Beispiel folgen wollten. Auch im Ausland und in Übersee fand die Aktion starke Beachtung und Nachahmer. Aus Frankreich reiste der Finanzminister und spätere Ministerpräsident Édouard Daladier nach Wörgl, und in den USA schlug der Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher der amerikanischen Regierung – wenn auch vergeblich – vor, ein Wörgl-ähnliches Geld mit Namen Stamp Scrip zur Überwindung der Wirtschaftskrise einzuführen.

Allerdings erhob die Oesterreichische Nationalbank gegen die Wörgler Freigeld-Aktion vor Gericht erfolgreich Einspruch, weil allein ihr das Recht auf Ausgabe von Geld zustand. Das Experiment von Wörgl und alle weiteren Planungen wurden verboten. Unter Drohung von Armeeeinsatz beendete Wörgl das Experiment im September 1933. Da bald darauf der Zweite Weltkrieg ausbrach, gerieten das Modell und sein Erfolg weitgehend in Vergessenheit.

Das 2003 gegründete Unterguggenberger Institut e.V. widmet sich der Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wörgler Freigeld und Komplementärwährung heute und bietet online Informationen auf www.unterguggenberger.org sowie www.neuesgeld.com. Der Verein versteht sich als Bildungseinrichtung. In der Tradition des Wörgler Geld-Experimentes initiierte das Unterguggenberger Institut im Rahmen der Lokalen Agenda 21 das generationsübergreifende Wörgler Jugendprojekt I-MOTION, das seit 2005 ein Gutscheinsystem mit Zeitwertkarten als Komplementärwährung zur Belohnung Jugendlicher verwendet, die sich in ihrer Freizeit etwa in der Nachbarschaftshilfe oder bei Sozialvereinen und öffentlichen Einrichtungen engagieren. Weitere Informationen auf www.i-motion-woergl.at

Eine Ausstellung zum historischen Wörgler Freigeld ist im Heimatmuseum in der Brixentalerstraße 1 während der Sommeröffnungszeiten von Mai bis September sowie nach telefonischer Vereinbarung unter +43 (0) 5332-77239 (Stadtarchivar und Museumsführung Hans Gwiggner) oder im Unterguggenberger Institut, Tel. +43 (0) 650-8311183 zu sehen. Der Freigeldwanderweg führt zu Orten in der Stadt, die im Rahmen des historischen Geldexperimentes sowie in der Erinnerung daran eine Rolle spielen.

In den Jahren 1951 und 1983 erinnerten Freiwirtschaftskongresse in Wörgl an das Währungsexperiment, ebenso eine Tagung 1996. Das Jahr 2007 wurde von der Stadt Wörgl offiziell zum "Wörgler Freigeldjahr" erklärt.

Ein Freigeldexperiment, wie es Anfang der 30er Jahre gestartet wurde, ist heute kaum mehr umzusetzen, wenn es auch durchaus Sinn hätte, ein System zu forcieren, das verhindert, dass Geld dem Umlauf entzogen und gehortet werden kann. Das heutige „Dauergeld“ kann mitunter nur in Umlauf gehalten werden, indem man große Mengen an Bargeld neu in den Kreislauf, der oftmals keiner mehr ist, schleust.

Regionsbezogen macht eine Komplementärwährung, wie immer sie gestaltet ist, durchaus Sinn, da sie einen Kaufkraftabfluss aus der Region verhindert.

(Zitat Bgm. Hedi Wechner)


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