Nachruf, Anna Hausberger

Die Stadt Wörgl nahm am Samstag, den 21. Jänner 2023 Abschied von der Kulturehrenpreisträgerin Anna Hausberger, die am Mittwoch, den 18. Jänner 2023 in ihrem 98. Lebensjahr verstarb.

Anna Hausberger wurde am 30.09.1925 in Wörgl (geb. Mauracher) geboren. Als Anna Hausberger ins Volksschulalter kam, hatte man vergessen sie für die Volksschule einzuschreiben, so musste sie ein Jahr länger zu Hause bleiben. Allerdings hat Anna schon lange Aufgaben mit der älteren Schwester gemacht, konnte so eine Klasse überspringen und holte das verlorene Jahr auf. Nach Abschluss der Volks- und Hauptschule, wollte Anna gerne studieren und die Matura machen. Das erlaubte man ihr nicht, daher erlernte sie in der Innsbrucker "Ferrari-Schule" das Schneiderhandwerk und war jahrelang in der Schneiderei Colleselli tätig.

1946 hat sie Hans Hausberger geheiratet und es kam das 1. Kind auf die Welt.

Anna hat buchstäblich Tag- und Nacht geschneidert und maßgeblich für die Finanzierung gesorgt. Lange Jahre war sie Mutter, Hausfrau, wichtiger Hintergrund für den Mann und Schneiderin. Mit 45 Jahren hat sie die Schneiderei aufgegeben und eine Anstellung bei der Kirchenbeitragsstelle angenommen.

Mitte der 80-iger Jahre fand sie endlich Zeit für ihre immer schon vorhandenen literarischen Interessen.

1992 erschien der 1. Gedichtband "Übers Jahr" mit Zeichnungen von Kurt Sommerauer und Gedichten, die besonders einfühlsam waren oder das Leben in und um Wörgl zum Inhalt hatten.

Radio Tirol strahlte bei "Heidy´s Wunschkonzert", bei "Stübele voll Sonnenschein" und bei Prof. Franz Posch ihre selbst vorgetragenen Gedichte aus. Schließlich erschien 2002 der 2. Gedichtband "Kraut und Ruam" mit Zeichnungen von Edda Hausberger und 2011 stellte sie mit bereits 86 Jahren das Büchlein mit Geschichten und Gedichten "Unt'fångts uh" vor.

Diese bisherige Schilderung zeigt eine willensstarke, intelligente, immer aktive Frau. Aber sie war auch sehr humorvoll, hatte immer einen guten Witz auf Lager, lachte und tanzte gerne und war glücklich, wenn sie etwas für andere tun konnte. Und sie hatte gerne Leute um sich. Bei ihr war stehts etwas los. Kaum ein Tag, wo nicht jemand zu Besuch war.

Des Weiteren wurden Gedichte und Geschichten in mehreren lokalen Heften und Büchern veröffentlicht. Als Vortragende bei diversen Dichterlesungen und Veranstaltungen begeistert sie Jung und Alt mit ihren meist humorvollen Mundartgedichten, die vielfach aus dem täglichen Leben gegriffen sind.

Anna, Witwe von Kameradschaftsbund-Ehrenobmann Hans Hausberger vulgo Mesner Hansä (+ 19. Juni 2004) wurde 2014 in Würdigung ihrer besonderen Leistungen mit dem Kulturehrenpreis der Stadt Wörgl ausgezeichnet.

Foto: Hans Hausberger