Amerikanische Truppen besetzen Wörgl

Beschreibung

Anfang Mai1945, als die Amerikaner am Ende des zweiten Weltkriegs bereits tirolischen Boden erreicht hatten, kam es nun auch in Wörgl zu konkreten Aktionen. Matthias Mayer, früher Kooperator in Wörgl , schreibt in seinem Söllandler Buch ganz ausführlich über diese Zeitphase. Gekürzt dargestellt berichtet er, dass ein kleine Gruppe österreichischer Widerstandskämpfer unter der Führung von Rupert Hagleitner aktiv wurde.

Am 3. Mai besetzte Schlossermeister Lorenz Blattl das Postamt Wörgl-Ort; eine Aktion, die nach einigen Stunden von deutschen Soldaten allerdings beendet wurde. Am frühen Morgen des 4. Mai wurde eine riesige rot-weiß-rote Fahne ausgebreitet, um einen drohenden amerikanischen Fliegerangriff aubzuhalten. Auch andere österreichische und tirolerische Fahnen wurden statt dem Hakenkreuz gehisst.

Die Widerstandsgruppe bezog im Gasthaus "Neue Post" ihr Hauptquartier. Hagleitner forderte vom Bürgermeister Hans Gschöpf die Übergabe des Amtes und begab sich dann nach Kufstein. Unterdessen drang ein größerer SS-Trupp in den Ort, in dem bereits rot-weiß-rote Fahnen da und dort flatterten, und fand durch einen Verrat das Waffenlager der Widerstandsbewegung, welches fast zur Gänze von der SS vernichtet wurde. An Drohungen wie Anzünden des Ortes und Beschimpfungen wie "feige Österreicher" fehlte es dabei nicht. Aber bald zog die SS wieder ab, angeblich um die weitere Verteidigung von Wörgl in die Wege zu leiten.

Als Hagleitner aus Kufstein zurück kam, sah man freilich keine einzige österreichische Fahne mehr im Ort, dafür aber verstörte Gesichter. Doch schloss sie nun ein deutscher Major namens Sepp Gangl mit zehn Soldaten der Widerstandsbewegung an und eilte mit Hagleitner nochmals nach Kufstein, das bereits von der amerikanischen 36. Division (Regenbogendivision) besetzt war. Der kommandierende Oberst Lynch sandte Hauptmann C. Lee in Begleitung von sechs Panzern mit den beiden nach Wörgl, das nun um 9 Uhr abends kampflos in amerikanische Hände überging.

Noch am gleichen Abend begaben sich der amerikanische Hauptmann, Hagleitner und Major Gangl unter ständiger Bedrohung seitens versprengter SS-Truppen, die noch überall herum waren, mit einem Panzerwagen nach Schloss Itter. Dieser drang bis zur Schlossbrücke vor und blieb dort. Die dort gefangenen Franzosen begrüßten die Befreier stürmisch und der dort ebenfalls inhaftierte ehemalige französische Ministerpräsident Edouard Daladier, der Wörgler bereits 1934 im Zuge des Freigeldexperiments besucht hatte, soll unter Tränen gerufen haben: "Das werde ich Österreich nie vergessen!"

Während Gangls Soldaten zur Sicherung von Schloss Itter abgestellt wurden, kehrten der amerikanische Offizier, Hagleitner und Major Gangl selbst, der inzwischen als Kommandant von Wörgl eingesetzt worden war, dorthin zurück, um für die Sicherheit des Ortes zu sorgen. Soweit die Ausführungen von Dr. Mayer.

Noch am gleichen Abend um 22 Uhr erreichten, aus Richtung Innsbruck kommend, die ersten Panzer und Jeeps der ebenfalls amerikanischen 103. Infanterie-Division (Kaktus-Division) Wörgl und wurden von sehr vielen spalierstehenden Wörglerinnen und Wörglern begeistert begrüßt. Dies veranlasste wiederum einen Offizier in deutscher Uniform, der - in krasser Missachtung internationaler Regln für Kriegsgefangene - auf den ersten Panzer gebunden war, auszuspucken.