Gemeinderat Wörgl beschließt Freigeldexperiment

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Freigeldausgabe bei der Wörgler Raiffeisenkasse
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Standort 6300, Wörgl
Datum . Dezember
Kategorie Wirtschaft
Beschreibung
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Diskussionen
Freigeldausgabe bei der Wörgler Raiffeisenkasse
Freigeldausgabe bei der Wörgler Raiffeisenkasse
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Die mit Freigeld erbaute Brücke über den Wörgler Bach an der Wildschönauer Straße
Die mit Freigeld erbaute Brücke über den Wörgler Bach an der Wildschönauer Straße
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Die mit Freigeld erbaute Brücke über den Wörgler Bach im Rohbau
Die mit Freigeld erbaute Brücke über den Wörgler Bach im Rohbau
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Freigeld schafft Arbeit
Freigeld schafft Arbeit
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Die ehemalige Inschrift an der mit Freigeld erbauten Brücke
Die ehemalige Inschrift an der mit Freigeld erbauten Brücke
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Persönlichkeiten

  • Michael Unterguggenberger

Beschreibung

Auf Antrag des damaligen Bürgermeisters Michael Unterguggenberger und mit dem Vorbeschluss des Wörgler Wohlfahrtsausschusses am 5. Juli 1932 beschließt der Wörgler Gemeinderat drei Tage später, am 8. Juli 1932, die Ausgabe von Arbeitswertscheinen, um die in Wörgl grassierende Not zu lindern.

Aufgrund des Börsenkrachs am 25. Oktober 1929 und der darauf folgenden Weltwirtschaftskrise war auch der Raum Wörgl von hoher Arbeitslosigkeit betroffen. Am 1. Juni 1930 wurde das Heizhaus der Bahn in Wörgl geschlossen und setzte 33 Arbeiter frei. Im Jänner 1931 musste auch das Zellulosewerk seine Pforten schließen und 400 Arbeiter entlassen. Das war für die kleine Marktgemeinde Wörgl ein schwerer Schlag. Die Arbeitslosigkeit sorgte regional für einen drastischen Rückgang der Nachfrage und brachte weitere Unternehmen in Schwierigkeiten. Auch die Gemeinde verzeichnete hohe Einnahmenausfälle und hatte kein Geld, um notwendige Arbeiten durchzuführen.

Es herrschte in der Folge des Nachfragerückgangs eine Deflation der Währung, das heißt, die Preise der Konsumgüter sanken auf breiter Front. Niemand investierte, man verzichtete auf Konsum und sparte das eigene Geld teils aus Kalkül, weil die Preise im Fallen waren, teils aus Frucht vor den drohenden Auswirkungen der Krise. Es gab Arbeit und es gab Arbeitslose, aber es gab kein Geld, um diese zu bezahlen.

Unterguggenberger schlug daher in Anlehnung an die Ideen von Silvio Gesell, dem Autor der "Natürlichen Wirtschafstordnung", vor, Arbeitsbestätigungen zu drucken und diese an Geldes statt in Umlauf zu setzen. Dabei sollten diese mit einem in Form von Klebemarken zu entrichtenden Negativzins von 1 % pro Monat belastet werden, damit die Scheine in Umlauf blieben und damit Arbeit schaffen konnten.

Träger und organisatorische Zentrale des Projekts war der so genannte Wohlfahrtsausschuss, der aus honorigen Wörgler Männern bestand. Am 31. Juli 1932 begann bereits die Ausgabe von Arbeitswertscheinen durch die ansässige Raiffeisenkasse, welche die Abwicklung des Experiments übernahm. Die Gemeinde deckte die umlaufende "Geld"menge durch ein Depot bei der Bank.

Das Experiment war rasch erfolgreich. Die Arbeitslosigkeit in Wörgl sank deutlich, während sie österreichweit weiter anstieg. Zahlreiche Projekte der Gemeinde wurden mit dem "Schwundgeld" finanziert. Die Arbeiter kauften mit den erhaltenen Arbeitswertscheinen in den heimischen Geschäften ein und diese wiederm zahlten ihre ausständigen Steuern bei der Marktgemeinde ein.

Als weitere Gemeinden in der Nachbarschaft sich Wörgl anschlossen, begann sich die Nationalbank Sorgen um ihr Geldmonopol zu machen und so untersagte das Land Tirol im Auftrag des Bundeskanzleramts am 5. Jänner 1933 die Fortführung der Aktion. Am 18. Jänner erhob der Gemeinderat dagegen Berufung, was jedoch bereits am 22. Februar durch das Land Tirol abgelehnt wurde. Am 7. März wandte sich der Gemeinderat an den Verwaltungsgerichtshof, um die Aktion fortführen zu können. Die Bezirkshauptmannschaft Kufstein informierte die Gemeinde am 31. März, dass der VwGH-Beschwerde keine aufschiebende Wirkung zukommen würde und die Nationalbank untersagte das Experiment definitiv am 15. September. Mit dem ablehnenden Erkenntnis des Höchstgerichts am 18. November 1933 war die Ära des Wörgler Freigelds endgültig vorbei.

Das mutige Experiment fand jedoch seither große Beachtung und Anerkennung überall auf der Welt und wird heute als Vorbild für zahlreiche Komplementärwährungsprojekte gesehen.


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