Wohlfahrtsausschuss Wörgl beschließt Freigeldexperiment

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Treuhänder des Wohlfahrtsausschusses
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Upload-Datum: 13. April 2009
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Standort 6300, Wörgl
Datum . Dezember
Kategorie Politik
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Treuhänder des Wohlfahrtsausschusses
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Persönlichkeiten

  • Michael Unterguggenberger
  • Geistl. Rat Matthias Riedelsperger
  • Dr. Georg Stawa

Beschreibung

Am 5. Juli 1932 segnet der Wohlfahrtsausschuss der Marktgemeinde Wörgl das von Bürgermeister Michael Unterguggenberger vorgeschlagene Nothilfeprogramm einstimmig ab und setzt so den Startschuss für das Wörgler Freigeldexperiment.

Unteruggenberger begründet seine Idee in der Sitzung wie folgt:
"Langsamer Geldumlauf ist die Hauptursache der bestehenden Wirtschaftslähmung. Das Geld als Tauschmittel entgleitet immer mehr den Händen der schaffenden Menschen. Es versickert in den Zinskanälen und sammelt sich in den Händen weniger Menschen, die das Geld nicht miehr dem Warenmarkt zuführen, sondern als Spekulationsmittel zurückhalten. Da das Geld ein unentbehrliches Rad in der Produktionsmaschine ist, bedeutete die Ansammlung von großen Summen in wenigen Händen eine ungeheure Gefahr für den ungestörten Produktionsbetrieb. Jede Geldstauung bewirkt Warenstauung und Arbeitslosigkeit. Unsicherheit in den Wirtschaftsverhältnissen macht den Geldbesitzer ängstlich, er gibt das Geld nicht mehr oder sehr ungern aus der Hand, er misstraut jeder Geldanlage. Der Geldumlauf wird so verlangsamt, der Gesamtumsatz an Waren und Leistungen schrumpft ein und der Lebensraum der Menschen im Wirtschaftsgetriebe schwindet. Bleibt es in der bestehenden Form, so lähmt es die Ernährung des Volkes, Friede und Wohlstand werden zerstört. Ganze Völker und Staaten werden dadurch vom Untergang bedroht. Da von hier aus die Welt nicht befreit werden kann, wollen wir wenigstens ein Zeichen geben."

Mit einem 9-Punkte-Programm wird die Nothilfe-Aktion beschlossen:

  1. Alle zur Krisenabwehr bereiten Frauen und Männer von Wörgl treten hiermit zur Nothilfe Wörgl zusammen.
  2. Diese wird vom Wohlfahrtsausschuss durchgeführt und von der Gemeinde beaufsichtigt. in Durchführung der Nothilfe gibt der Wohlfahrtsausschuss Arbeitsbestätigungen heraus, die von den Teilnehmern an Zahlung statt gegeben und genommen werden.
  3. Als Teilnehmer gilt, wer Arbeitsbestätigungen an Zahlung statt gibt oder annimmt.
  4. Die Arbeitsbestätigungen werden von der Gemeindekasse in Verwahrung genommen, woselbst sie in den Amtsstunden zum vollen Nennwerte gekauft und gegen Rücklass von 2 Prozent des Nennwertes (des Arbeitsbeschaffungsbeitrages) jederzeit rückverkauft werden können. Außerdem sind die Arbeitsbestätigungen auch beim Spar- und Darlehenskassenverein Wörgl jederzeit käuflich und verkäuflich.
  5. Vom Wohlfahrtsausschuss und vom Gemeinderate wird je eine Vertrauensperson bestimmt, die gemeinsam mit dem Bürgermeister die Nothilfe leiten.
  6. Die Auflage der Arbeitsbestätigungen wird dem jeweiligen Bedarfe angepasst. Erstmalig besteht diese aus drei Nennwerten zu 1, 5 und 10 Schillingen Arbeitswert, wovon je 2.000 Stück im Gesamtnominale von 32.000 Schilling aufgelegt werden.
  7. Die einzelnen Stücke tragen die Farben: 1 Schilling gelb, 5 Schilling blau, 10 Schilling rot. Jedes Stück erhält vom Bürgermeisteramt einen Kontroll-Prägestempel, ohne welchen kein Stück in Verkehr gesetzt werden darf. Stücke, die den Prägestempel nicht tragen, sind ungültig.
  8. Die Arbeitsbestätigungen werden mit einer Notabgabe von monatlich 1 Prozent des Nennwertes belastet, die der jeweilige Besitzer durch Aufkleben einer entsprechenden Klebemarke zu Monatsbeginn zu tragen hat. Scheine, die bei Weitergabe die Notabgabemarken nicht voll tragen, werden nur um den fehlenden Notabgabemarken entsprechend gekürzten Betrag in Zahlung genommen.
  9. Die Teilnahme an der Nothilfe Wörgl ist freiwillig.

Dem Beschluss des Wohlfahrtsausschusses stimmten durch ihre Unterschrift neben dem Bürgermeister die Vizebürgermeister Josef Gollner und Josef Ralser sowie alle Gemeinderäte zu.

Als Treuhäunder der Nothilfe Wörgl wurden Pfarrer Geistl. Rat Matthias Riedelsperger und der Gemeinderat und Anführer der Wörgler Heimatwehr Dr. Georg Stawa bestellt.

Obwohl alle Gemeinderäte bei der Sitzung anwesend waren, wurde für den formalen Beschluss eine Gemeinderatssitzung für den 8. Juli 1932 angesetzt.

Quellen

  • Wolfgang Broer - Schwundgeld, S. 42

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