Manharter Sekte wird in Wörgl heimisch

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Standort 6300, Wörgl
Datum . Dezember
Kategorie Religion
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Beschreibung

Im Jahre 1813 greift die Manharter Sekte aus dem Brixental auch nach Wörgl und Umgebung über. Ihr Seelsorger war Kaspar Benedikt Hagleitner, Vikariatsprovisor in Wörgl.

Am 21. und 22. Mai 1809, nur wenige Tage nach der Schlacht bei Wörgl wurde Napoleon in Aspern von den Österreichischen Truppen zum ersten Mal eine Niederlage beigebracht. In Tirol erwartete man daher zu dieser Zeit den Aufruf zum Volksaufstand. Wider Erwarten kam jedoch zum Erstaunen des Volkes ein Kirchenedikt, welches den Treueeid auf Napoleon verlangte. Alle Geistlichen des Brixentals unterschrieben die Formel, mit Ausnahme des Provisors in Aschau im Spertental, Kaspar Benedikt Hagleitner, der dies als Verrat am Tiroler Volk betrachtete. Er bezog sich außerdem auf eine päpstliche Bulle vom 11. und 12. Juni 1809, in der über Napoleon und seine Truppen der Kirchenbann verhängt wurde, woraus er schloss, dass all jene, die den Treueeid unterzeichneten, sich außerhalb der Kirche stellten. Dies bedeutete, dass die gottesdienstlichen Verrichtungen der Brixentaler Geistlichen allesamt ungültig wären. Seine Ansicht setzte sich immer mehr durch.

Die Gemeinschaft um Hagleitner traf sich vor allem beim Untermannharter Hof (Sebastian Manzl), der Manharter genannt wurde, hielt dort ihre Messen und Versammlungen ab. Die Bevölkerung nannte daher diese Sonderlinge "Manharter".

Durch den Tod des Priesters Prosper Schipfl (1813) wurde Hagleitner nun zum Vikariatsprovisor in Wörgl bestellt. Er genoss großen Zulauf, weil er der Einzige war, der mutig dem Kaiser die Treue gehalten hatte. Er war beim Volk sehr beliebt, weil er nicht nur ein gewinnendes, besonnenes Wesen hatte, sondern auch deshalb, weil er das Verbot von Bittgängen und Wetterläuten wieder aufhob und zu den alten Gewohnheiten zurückkehrte. Er entfernte den Katechismus und die Biblische Geschichte aus der Schule und ließ nur mehr den kleinen Canisius und ein ABC-Büchlein gelten. Schreiben und Rechnen sollten nur mehr die Knaben lernen, die Mädchen hingegen nicht. Die gemeinen Leute brauchten nach seiner Meinung nicht vielwissend und weltweise zu sein.

Die Anhänger Hagleitners nahmen von den anderen Priestern bald schon die Sakramente nicht mehr entgegen, so verweigerten sie zu Ostern 1815 in Westendorf Beichte und Kommunion.

Hagleitner bewarb sich zeitgleich mit dem Vikar von Schwoich, Peter Reiserer, um das Vikariat in Wörgl und war sich seiner Sache sehr sicher. Einige Frauen aus Wörgl drohten gar dem Schwoicher, sein Haus anzuzünden, wenn er es wagen würde, nach Wörgl zu kommen. Trotzdem wurde Reisinger vom Konsistorium zum Vikar bestellt, was ihm in Wörgl viel Feindschaft und Ablehnung einbrachte. Er bemühte sich jedoch mit Geduld um die Anerkennung der Bevölkerung.

In den "Wörgler Nachrichten" vom 4. Februar 1933 wurde ein Verzeichnis der "Manhartisten" veröffentlicht, welches 82 Namen umfasste, der Großteil davon im Vikariat Westendorf. In Wörgl wurden 5 Namen genannt.

Um sich Klarheit zu verschaffen, pilgerte 1825 eine Gruppe Manharter sogar zum Papst Leo XIII. Fast alle Mitglieder der Sekte fanden daraufhin wieder in den Schoß der Kirche zurück.

Georg Opperer schrieb später ein Volksstück mit dem Titel "Aus der Manharterzeit", welches am 3. und 10. Mail 1925 im Astnersaal aufgeführt wurde.


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