Neujahrsempfang - Eine Stadt im Wandel der Zeit

Beim Neujahrsempfang Treffpunkt Wörgl 2009 in der Aula des Bundesschulzentrums wehrte sich Bürgermeister Arno Abler gegen die Kritik, die Stadt würde bald pleite sein. „Die Bevölkerung sollte in unsicheren Zeiten nicht verunsichert werden“, so seine Sicht der Dinge als Erstverantwortlicher für die Wörgler Finanzen. Abler wird dem Gemeinderat gemeinsam mit der Jahresrechnung 2008 einen umfassenden Finanzbericht über die derzeitige und künftige Lage der Stadt Wörgl vorlegen.

Rückblende und Vorschau
2008 war ein bewegtes Jahr, das vor allem im Zeichen der 150-Jahr-Feiern der Eisenbahn gestanden hatte, ein Festjahr mit Nachhaltigkeit, angesichts mancher Verbesserung für Pendler und Reisende.
Das Jahr 2008 wird auch als Jahr der Jugend in Erinnerung bleiben. U.a. wurde das lang ersehnte Wörgler Jugendzentrum „Zone“ in der Brixentaler Straße seiner Bestimmung übergeben, ebenso das neue InfoEck mit dem i-motion-Büro unter Beteiligung der Gemeinden des Bezirkes als zentrale Informationanlaustelle für Jugendliche.

Viel Zuzug nach Wörgl
Die Stadt wächst rapide. Nicht dass es mehr Geburten gegeben hätte - es ist der Zuzug nach Wörgl, der ungebrochen anhält. Die Stadt zählt mittlerweile 12.617 Einwohner (ein Plus von 1.233 Personen gegenüber der letzten Volkszählung 2001). Bereits heuer kann mit geschätzten Mehreinnahmen von rund 1,7 Millionen Euro aus den Bundesertragsanteilen gerechnet werden.

58 Nationalitäten
Die 12.617 Einwohner verteilen sich auf 58 Nationalitäten (vier mehr als im Vorjahr) und auf 17 verschiedene Religionen und Konfessionen.
Die größte nichtösterreichische Gruppe kommt mit 5,2 Prozent aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, dann folgen die Türken mit 4,2 Prozent und auf Platz drei rangieren die deutschen Nachbarn mit 2,8 Prozent der Wörgler Bevölkerung.
Insgesamt beträgt der Ausländeranteil in Wörgl 14,3 Prozent, wobei immerhin 15 der 58 Staaten mehr als zehn Einwohner stellen.

Frauenüberhang
46 Prozent der Wörglerinnen und Wörgler sind noch ledig, 41 Prozent verheiratet, acht Prozent geschieden und fünf Prozent verwitwet. Wie seit jeher gibt es mit 52,1 Prozent etwas mehr Frauen als Männer in Wörgl.

Kein Rasten im Jahr 2009
Im letzten Jahr wurde in Wörgl unermüdlich gebaut. 21 Kräne sind nach Zählung des Bürgermeisters allein im Herbst auf den Baustellen in Betrieb gewesen. Die wichtigsten öffentlichen Projekte waren die noch laufende Erweiterung der Volksschule und der Um- und Ausbau des Kindergartens am Mitterhoferweg.
Laut Bürgermeister Arno Abler wird 2009 das Jahr der Nordtangente. Der Bescheid aus dem Ministerium liegt Wörgl endlich vor, nun soll dieses wichtige Großbauvorhaben zügig fertiggestellt werden.
Auf dem Bausektor werden die Vorbereitungen für die Verbauung des Gradl Areals und die neue Musikschule in der „Neuen Post“ getroffen werden. Weiters wird gemeinsam mit Kirchbichl unter Einbeziehung der Bruckhäusler Bevölkerung das Dorferneuerungsprogramm zur Neugestaltung des gemeinsamen Dorfkerns gestartet. Beide Projekte befinden sich in der Planungsphase.
Mit den privaten Bavorhaben Ex-Eurospar, Fachmarktzentrum M5, Achleitner-Zentrum und ehemaliges Postareal könnte laut Bgm. Arno Abler die zentrale Entwicklungsachse der Stadt weiter gestärkt werden. Sicherzustellen sei, dass diese Projekte im Hinblick auf die Verkehrssituation auch verträglich sind.

Tyrol-Tower
Dieses Projekt liegt derzeit im Landhaus. Bürgermeister Abler forderte die Landesregierung zu einer raschen Entscheidung auf. Gerade jetzt würde ein Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro einen enormen Wirtschaftsimpuls setzen. Für heuer regt Arno Abler einen Diskussionsprozess an, wie die Zukunft Wörgls als Einkaufsstadt aussehen kann.

Sozialmarkt & Integration
Die momentan wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen in Wörgl sind für den Bürgermeister die Bekämpfung der Armut und die Ausländerintegration.
Bezüglich Armutsbekämpfung ist die Einführung eines permanenten Sozialmarktes bereits beschlossen, welcher jene, die sich finanziell schwer tun, durch günstige Einkaufsmöglichkeiten bei der Deckung des täglichen Bedarfs unterstützen soll.
Unbehagen bereitet Bürgermeister Arno Abler die massiv zunehmende Ausländerfeindlichkeit. Beim Neujahrsempfang forderte er auch die politisch Verantwortlichen eindringlich auf, hier sachlich zu bleiben und die Situation nicht eskalieren zu lassen. Jawohl: Zuwanderer hätten sich zu integrieren und die Regeln zu beachten, sie hätten deutsch zu lernen, um sich ordentlich verständigen zu können! Aber man sei diesen Menschen auch eine grundsätzliche Gastfreundschaft und Wertschätzung schuldig. „Die Ausländer“ als Volksgruppe gebe es nicht!

Wörgl ist unsere Energie
Wörgl hat bekanntlich das ambitionierte Ziel, bis 2025 nachhaltig energieautark zu werden. Es gibt bereits schöne Erfolge zu verzeichnen. Hinsichtlich der städtischen Energie-Förderungsrichtliien wurden z. B. im abgelaufenen Jahr 126 einschlägige Projekte mit insgesamt 227.000 Euro gefördert. Wörgl saniert bzw. baut städtische Gebäude nur noch im A+-Standard, die gemeinnützigen Wohnbauträger tun es gleich. Den Wörgler Betrieben wird ein Energie-Check angeboten. Ein Biomasseheizkraftwerk soll das Wave ganzjährig mit Wärme versorgen und von der Erdgasabhängigkeit befreien.

Tirol 1809 - 2009
Im Gedenken an den Tiroler Freiheitskampf 1809 begeht Wörgl heuer das „Jahr der Werte“. Am 13. Mai gab es eine blutige Schlacht beim Grattenbergl, als die Bayern und Franzosen vom Söllandl einfielen und die österreichischen Truppen bei Wörgl niederbrannten. Über 1.000 Menschen sind damals gestorben, hunderte sind verwundet worden.
Wörgl wird dieses Gedenkjahr zum Anlass nehmen, auf die Suche zu gehen nach den fundamentalen Grundwerten, die das Menschsein definieren.

Foto und Text: Werner Martin