»vivomondo / »Aktuell / »News / »Bildung & Soziales / Tirol und das Fremde / Eine Auseinandersetzung mit dem Fremd sein  

Tirol und das Fremde / Eine Auseinandersetzung mit dem Fremd sein

Currently 3/5 Stars.

(wma) "Erst die Fremde lehrt uns, was wir an Heimat besitzen", mit diesen Worten von Theodor Fontane eröffnete Univ. Prof. Dr. Peter Stöger in Wörgl seinen Vortrag.

"Tirol und das Fremde". Begrüßen konnte Dr. Edith Bertel, Leiterin des Tagungshauses Wörgl, zu diesem Vortrag neben Prof Peter Stöger den Wörgler Pfarrer Theo Mairhofer, Bgm. Arno Abler, GR Evelin Treichl, Kayahan Kaya vom Integrationszentrum Wörgl und an die 70 interessierte Personen. Thema des Vortrages war eine Auseinandersetzung mit dem Fremdsein. Als Veranstalter zeichneten das Tagungshaus und das IGZ-Wörgl.

Was hier Prof. Stöger seiner interessierten Zuhörerschar offerierte ließ keinen kalt. Teilweise betretenes Schweigen, teilweise wissendes Nicken, sicherlich aber rief dieser hervorragende Vortrag in den Besuchern ein Umdenken gegenüber dem "Fremden" aber auch gegenüber dem "Ureingesessenen" Tiroler hervor. Stöger, wohl einer der profundesten Kenner von Tirolern im Ausland. Eines seiner Bücher befasst sich mit dieser Situation. Eingegrenzt und Ausgegrenzt. Tirol und das Fremde. Ein pädagogisch-historisches Lesebuch zum Thema Fremde, Entfremdung und Fremdbestimmung unter besonderer Berücksichtigung der Auswanderer nach Lateinamerika und der Geschichte der jüdischen Mitbürger.

Immer schon gab es in Tirol den Zuzug von "Fremden", aber ebenso wurde aufgezeigt, dass viele Tiroler in die "Fremde" mussten, ob sie wollten oder nicht, es war oft nur deshalb, damit das eigene Leben gerettet wurde oder um ihr Brot zu verdienen, so Peter Stöger. Aber auch des Glaubens wegen mussten Tiroler ihre Heimat verlassen, weil sie etwa Protestanten oder Wiedertäufer wie die Hutterer waren. Etliche blieben wohl im Land, wurden aber wegen ihres "anderen" Glaubens verfolgt, wie die jüdischen Tiroler. Prof. Stöger zeigte dabei Beispiele auf, wie etwa die Schwabenkinder, die Auswanderer nach Pozuzo (Peru) und jene nach Dreizehnlinden (Brasilien).

Auch in der Fremde kommt einem immer wieder etwas sehr heimatlich vor, so Stöger.

Zum Thema Kopftuch zeigte Stöger auf, dass das Kopftuch auch bei uns Verwendung gefunden hat und nach wie vor hat. Schutz vor Staub und Dreck ist ein Kopftuch, viele Marktfrauen in der Markthalle tragen nach wie vor das Kopftuch. Früher war es bei uns normal ein Kopftuch zu tragen, etwa die alten Frauen. Kopftuch ist heut noch "in" in Süditalien, wo gläubige Frauen ein Kopftuch tragen, hier hat man für den Werktag ein anderes als für den Sonntag, wo man das schönste Kopftuch nimmt.

Auch die Gläubigen der koptischen Kirche Jordaniens und die Christen Äthiopiens tragen weiße Kopftücher.

Letztendlich fragt sich Prof. Peter Stöger warum, Türkeiurlauber in der Türkei schwärmen von Land und Leute, so lange sie im Urlaub sind. Was allerdings dann beim Heimflug dieser Urlauber passiert, ist mir ein Rätsel, so Stöger. Anscheinend passiert in der Luft etwas das die Urlauber in ihrer Heimat wieder anders sein lässt. Es gibt wieder die üblichen Schimpfkanonaden gegen die Ausländer, die eigentlich Tage zuvor ein Volk zum Freundschaft schließen war.

Gerade in dieser wirtschaftlich sehr unruhigen Zeit dürfen wir ja nicht Feindbilder aufbauen und hineinbringen, da dies die momentane Situation und das Leben noch mehr erschwert, so Prof. Peter Stöger zum Abschluss.

Foto und Text: W.Maier

 

 


Lageplan

Du kannst den Lageplan jederzeit einblenden bzw. ausblenden.

ACHTUNG:
Die Anzeige des Lageplans verlangsamt die Ladezeiten auf vivomondo.com. Wir empfehlen, den Lageplan nur bei einer schnellen Internetverbindung (ADSL oder höher) zu öffnen.

Aktionsbox

Eintrag bewerten!

3,19 von 5 (103 Stimmen)

  • Currently 3/5 Stars.
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5

Top Angebot

Wildschönauer Bahnhof Mittagstisch
von Wildschönauer Bahnhof
Wildschönauer Bahnhof - Gasthaus - Restaurant - Zimmer - Wörgl