Wird die Krise herbeigeredet?

An diesen Wochenenden finden ja nahezu in allen Autohäusern die Früh-lingsschauen statt. Bei einer davon fragte ich den Firmenchef, wie denn die Geschäfte so laufen. Ich war fast überzeugt davon, dass ich nun ein großes Jammern über mich ergehen lassen muss - aber ganz im Gegenteil. Gejam-mert hat er schon, aber deshalb, weil er so viele Autos verkaufen könnte und er keine herbringt. “Die Leute wollen kaufen und die Erzeuger haben nichts mehr auf Lager”, erklärte er mir. Einer seiner möglichen Kunden war so sauer, weil der seinen Wunschwagen frühestens im Juli bekommen könnte, dass dieser meinte, er würde am Montag nach der Autoschau beim General-importeur anrufen, weil ihm der Händler ganz offensichtlich kein Auto verkaufen will.
Mir wurde erklärt, dass die Hersteller allesamt ihre Bestellungen bei den Zu-lieferern gedrosselt hätten, weil sie der Meinung waren, dass der Autokauf stark zurückgehen wird. So stehen ganze Branchen still, weil sich ein paar in den oberen Etagen der Konzerne getäuscht haben.
Ebenso zu denken gab mir eine Recherche in etlichen Wirtshäusern im Bezirk Kitzbühel. Dabei stellte sich für mich vollkommen überraschend heraus, dass die Saison nach wie vor läuft, dass die Chefleute allerdings mehr denn je eingespannt sind. Weil noch so viele Gäste da sind, aber kein Personal mehr. Für den Laien eine absolut eigenartige Situation. Schließlich versucht doch in Zeiten wie diesen jeder seinen Arbeitsplatz zu halten. Wurde in der Gastronomie das Saisonende eingeläutet, noch bevor die Gästescharen abgereist sind?
Das Gerede von dieser sogenannten Krise ist eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache. Spricht man konkret mit den Leuten, dann stellt sich heraus, dass die wenigsten derzeit davon betroffen sind. Da jedoch kein Stammtischgespräch ohne Hiobsprognosen auskommt, herrscht absolute Verunsicherung. Man hätte zwar das Geld, gibt es aber nicht mehr so leicht aus wie in den vergangenen Jahren, weil man ja schließlich nicht weiß, was noch auf uns zukommt.
Vielleicht kennen Sie die Geschichte von dem Würstelverkäufer, der mit Überzeugung und Stolz seine Würstel feilbot und wirklich gut dabei verdiente. Sein Sohn allerdings, der studiert hatte, redete ihm immer wieder zu, dass nun, während der Krise, niemand mehr seine Würstel wird haben wollen. Der Würstel-verkäufer bekam Angst, dass sein Lebenswerk zerbrechen wird. Täglich stand er etwas verzagter hinter seiner Budel - von Mut, guter Laune und Zuversicht keine Rede mehr. Jedem jammerte er von der derzeit schlechten Wirtschaftslage vor, bis die Leute wirklich ausblieben. Allerdings nicht deshalb, weil sie sich die Würstel nicht mehr leisten konnten, sondern weil sie das Gejammere nicht mehr hören wollten.
Sicherlich wird es Veränderungen geben in den kommenden Monaten und Ja-hren. Das gesamte Wirt-schaftssystem war auf ständiges Wachstum ausgerichtet. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Nun heißt es halt andere Möglichkeiten der Beschäftigung zu finden. Das Problem dabei ist - der Mensch selbst.
Wenn man sich selbst im Wege steht, Neues nicht akzeptiert und am Althergebrachten festklebt, dann kann es wahrlich eine grausame Zeit sein.
Nun, ich persönlich bin zuversichtlich. Ich lass mich aber auch nicht ständig von den schlechten Nachrichten berieseln. Denn Fernseher hab ich glücklicherweise keinen.

Dieser Artikel ist erschienen im Koasa Boten Ausgabe April 09