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Luzifers Logik triumphiert über Gott

Welch eine Erkenntnis. Da lädt Gott angewidert vom ruinösen menschlichen Dasein zum göttlichen Scherbengericht und beschwört die Apokalypse, macht es sich dabei aber nicht einfach. Denn er bestimmt seinen eigenen Sohn und Satan selbst, zu verhindern, was längst schon beschlossen ist. Den Untergang der Menschheit.

Gott ist sichtlich angewidert. Will dem selbstzerstörerischen menschlichen Treiben ein Ende setzen. Und bittet zum Jüngsten Gericht. Die Dreifaltigkeit jedoch ist uneins. Während Gottvater und der unterwürfige androgyne Heilige Geist die Auslöschung heraufbeschwören, mutiert Gottes Sohn zum Verteidiger der Menschheit. Und erhält ausgerechnet vom Teufel selbst Unterstützung. Der Krach im Hause Gott ist also vorprogrammiert. Regisseur und Gottesdarsteller Michael Zangerl hätte sich bei seinem Regiedebut für „theaterUnterland“ kein besseres Stück aussuchen können. Denn Felix Mitterers absurdes Mysterienspiel „Krach im Hause Gott“ vereint konsequent Religionskritik und menschliche Unfähigkeit, lässt am Ende aber Fragen offen. Obwohl Gott seine eigene Mangelhaftigkeit am Ende erkennt. Es ist vor allem die satanische Logik, die ihn zu dieser Erkenntnis bringt. Etwas müßig auch die Frage, ob eine Göttin diese Entwicklung verhindern hätten können. Denn Frauen hatten in einem von Männern bestimmten System ohnehin kaum Gelegenheit, dies zu beweisen. Trotzdem. Genau das war es, was Michael Zangerl verstand, famos an die Oberfläche zu projizieren. Sein Spiel widerspiegelte die grenzenlose göttliche Fassungslosigkeit, das Unvermögen, Änderungen herbeizuführen. Sinnlos war das Opfer seines Sohnes, hervorragend in Szene gesetzt von Othmar Haller, der selbst mit dem Verrat der Menschheit hadert, diese aber niemals aufgibt. Als Sieger vom Platz ging letztendlich der Teufel, gespielt von einem blendend disponierten Jovi Zangerl, der ein ums andere Mal Gott durch seine begriffliche Denkschärfe in Argumentationsnot bringt. Obwohl der eifersüchtige, speichelleckerische Heilige Geist in der Person von Johannes Schlögl alles daransetzt, um Gott in seiner festgefahrenen Meinung, die Menschheit zu vernichten, zu bestärken. Schlögl versteht es blendend, in der Person des Heiligen Geistes seine im Stück zugesprochenen Androgynität zu präsentieren. Sein Zorn auf alles, was die Menschheit verteidigt, erscheint wahrhaft und glaubwürdig. Stichwort glaubwürdig: Carmen Bichler schafft es in der Person Maria eindrucksvoll, die weibliche Unschuld darzustellen, das Patriarchat als Ursache allen Übels anzuprangern. Und wäre da nicht auch noch der wandlungsfähige Patrick Haller in der Person von US-Rockikone Marilyn Manson, dessen Künstlername selbst die untrennbare Zusammengehörigkeit von Gut und Böse, Mann und Frau widerspiegelt, dann hätte in diesem Stück wahrlich etwas gefehlt. Wahrscheinlich der sprichwörtliche I-Punkt.

Kurz: Die Mixtur stimmte. Ein wunderbares Stück, ein überzeugendes Ensemble und durchwegs Kurzweil. Selbst Autor Felix Mitterer zeigte sich angetan und quittierte mit viel Applaus.


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