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Brief der Bürgermeisterin an die Bevölkerung VI

Sehr geehrte Damen und Herren,

mittlerweile schreiben wir Woche 8 im Ausnahmezustand, strikte Verordnungen wurden gelockert. Wir bewegen uns wieder in der Öffentlichkeit, können Freunde und Verwandte besuchen, dem Shopping- Trieb darf wieder nachgegeben werden, Sport im Freien ist unter bestimmten Auflagen erlaubt, dem Gestrüpp auf unseren Häuptern darf wieder der Friseur zu Leibe rücken. Allerdings ist Abstand einzuhalten, und unser Gesicht müssen wir zur Hälfte bedecken. Gesichtsmasken von Marke „OP- Saal“ bis Marke „kreative Selbsterfahrung“ prägen das Straßenbild, und alle führen einen imaginären Babyelefanten mit sich, den sie zwischen sich und einem allfälligen Gesprächspartner positionieren, um einen Meter Abstand zu gewährleisten.

Vieles bewegt uns in diesen Wochen – Wichtiges und Erstaunliches! Schlimm ist die schlechte Wirtschaftsprognose, sind die steigenden Arbeitslosenzahlen und Zukunftsängste, die viele quälen. Erstaunlich ist, dass offenbar das Austragen von Fußballspielen essentiell ist, dass tatsächlich mit dem Gedanken gespielt wird, deutsche Urlauber wieder ins Land zu holen (die wollen aber gar nicht kommen, wenn man den Meldungen traut), oder dass man rumänische Erntehelfer ins Land holt, obwohl wir viele Arbeitslose haben (dafür haben wir uns sogar wieder einen positiv auf Corona Getesteten hereingeholt).

Unberücksichtigt oder wenig beachtet bei all diesen Gedankenspielen und größtenteils durch den Rost der Denkfabriken gefallen ist die „Generation Corona“. Schulen und Kindergärten sind die letzten öffentlichen Einrichtungen, die öffnen. Endlich gibt es einen Matura- Fahrplan! Die jungen Menschen wissen wenigstens jetzt, was auf sie zukommt. Letztlich spielt es keine Rolle, welche Art Matura sie ablegen (Stichwort: Corona- Matura), wenn sie dereinst im Leben ihre Frau und ihren Mann stehen, interessiert keinen Menschen mehr, in wie vielen Fächern sie die Reifeprüfung ablegten.

Nachdenklich und traurig stimmt mich allerdings die Situation der kleineren Kinder. Wieviel Wegsperren ist einem Kind zumutbar?  Kinder durften nicht mehr zu den Großeltern (die ja alle den Stempel „Risikogruppe“ verpasst bekamen und die Kinder offenbar alle „Virenschleudern“ sind), sie durften ihre Spielgefährten nicht mehr treffen, der Besuch eines Spielplatzes war sowieso verboten. Im Kleinkindalter werden die Weichen für das soziale Miteinander gestellt und Kinder lernen schnell. Kontaktarme Eigenbrötler, die sich nicht mehr zurecht finden in der Gemeinschaft, können nicht als Kollateralschaden in Kauf genommen werden. Die Folgen für die Kinderpsyche sind nicht in Zahlen zu bemessen wie Arbeitslosigkeit oder schlechte Wirtschaftsdaten. Lernprobleme, Ängste, Entwicklungsstörungen! All das könnten die Folgen des Hausarrestes sein.
Durch das „Verharrenmüssen“ auf engstem Raum wurden Kinder auch Zeugen familiärer Probleme. „Homeschooling“ neben „Homeoffice“, Hausarbeit und Arbeitsverlust sind eine brisante Mischung.
In vielen Länder wurden Schulen und Kindergärten vorrangig behandelt. Es gibt keine eindeutigen Forschungsergebnisse, wie stark Kinder Viren verbreiten.

Tatsache ist jedenfalls: Die Kindergärten und Schulen waren nicht d i e Virenherde Österreichs, das waren Wintertourismuszentren.

Viel wurde auch über systemrelevante Berufe gesprochen. E i n e n Beruf habe ich nicht auf der Liste gefunden: Die Kindergartenpädagogin. Auch in den Kindergärten hat es einen Notbetrieb gegeben und wir konnten alle Kinder aufnehmen, die eine Betreuung brauchten. Danke an unsere Kinderbetreuerinnen!

Ihnen, verehrte Damen und Herren danke ich an dieser Stelle von ganzem Herzen: für Ihre Disziplin, für Ihr Durchhaltevermögen, für Ihr Verständnis, vor allem aber für Ihre Bereitschaft, alle Unannehmlichkeiten zu ertragen, die Sie in diesen Wochen auf sich nehmen mussten. Noch sind wir von Normalität weit entfernt, aber unser Leben wird mit jeder gelockerten Maßnahme leichter und erträglicher.

Ihre Bürgermeisterin

Hedi Wechner


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