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Brief der Bürgermeisterin an die Wörgler Bevölkerung IV

Sehr geehrte Damen und Herren,

die fünfte Woche im Ausnahmezustand ist fast zu Ende. Es hat gewisse Erleichterungen gegeben, Bau- und Gartenmärkte werden gestürmt. Zulange wurden wir weggeschlossen. Der Drang nach draußen ist unwiderstehlich geworden. Die (zweifellos notwendige) Lockerung unserer Frühlings- Haft birgt aber auch Gefahr! Die Gefahr eines neuerlichen Aufflammens der Infektion! Daher ist die Beachtung der Hygienemaßnahmen unabdingbar nötig! Es ist keine Heldentat, sich grinsend ohne Mundschutz und Einkaufswagen im Supermarkt herum zu treiben, weil keine Aufsichtsperson anwesend ist. Es ist dumm und rücksichtslos.
Am kommenden Samstag wird unser Bauernmarkt wieder öffnen. Auch hier wird es strenge Auflagen geben (müssen), aber auch endlich wieder die Möglichkeit, frisches Gemüse, Fisch, Käse, Wurst und andere regionale Produkte direkt zu bekommen, im Freien zu sein und ja, auch Leute zu treffen, wenn auch mit gebührendem Abstand.

Mit vielen Menschen habe ich während der vergangenen Wochen gesprochen und alle sagten mir, direkt mit anderen zu reden, andere persönlich vor sich zu sehen, Bekannte zu treffen, würden sie besonders vermissen. Videotelefonie, Skypen, oder Telefonieren sei ein höchst dürftiger Ersatz.  Hielten die Angst vor Corona und die restriktiven, nötigenfalls mit Polizeieinsatz durchgesetzten Maßnahmen die Menschen bisher in Schach, beginnt die Duldsamkeit nun zu bröckeln. Man beginnt Fragen zu stellen. Fragen nach der Verhältnismäßigkeit!
Seit Wochen gibt es nur ein Thema! COVID und Intensivstation, steigende und fallende Zahlen von Infizierten, Schwerkranken und Toten! Immer wiederkehrende erschreckende Bilder von Särgen, Krankenstationen, in denen nur COVID- Kranke liegen! Gibt es keine anderen Krankheiten mehr, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen? Intensivbetten müssen freigehalten werden, heißt es. Und wie ein Schreckgespenst geistert das Wort „Triage“ durch die Berichte. „Triage“ heißt „Auswahl, Sichtung“ und beschreibt in der Medizin die Einteilung von Patienten nach der Schwere ihrer Erkrankung oder Verletzung. Entwickelt wurde sie in der Zeit der Napoleonischen Kriege, für die Militärmedizin. Medizinische Hilfe bekamen zunächst Soldaten, die möglichst schnell wieder fit gemacht werden sollten für das Schlachtfeld, das heißt: Die mit der besten Aussicht auf Heilung und nicht jene, die die Hilfe am dringendsten brauchten, wurden behandelt. Man will dem medizinischen Personal ersparen zu triagieren, heißt es. Dennoch geschieht es offenbar, indem man COVID- Patienten von vorne herein bei Behandlungen den Vorzug zu geben scheint, als gäbe es keine Schlaganfälle, Herzinfarkte, Krebserkrankungen, schwere Thrombosen. Ich höre von Menschen, deren Angehörige trotz schwerer Beschwerden im Krankenhaus abgewiesen werden …

Bisweilen stellt sich auch die Frage, ob die Kollateralschäden der rigorosen Einschränkung aller persönlichen Freiheiten nicht ebenso groß oder größer sind als der Schaden durch COVID. Das allerdings werden wir wohl erst später erkennen können. Psychische Belastung macht krank. Sie greift das Immunsystem an, das uns schützen soll. Die verordneten Maßnahmen negieren den Menschen als soziales Wesen, auch das psychische Befinden wird vernachlässigt. Der Körper wird weggeschlossen, um ihn nicht zu infizieren, man gibt ihm noch genug zu essen und jede Menge Klopapier.
Besonders hart trifft die Isolation ältere und alte Menschen. Früher geistig und körperlich fit gehalten durch Kartenrunden, Schwimm- und Gymnastiktreffen oder Kaffeenachmittage, darben sie nun vielfach einsam in ihren Wohnungen. Nicht einmal Angehörige sollen sie besuchen! Zur Risikogruppe erklärt und weggesperrt! Zu verordneten Einsamkeit kommt oft noch das Gefühl, ein Mensch zweiter Klasse zu sein.

Sehr geehrte Damen und Herren, bitte beachten Sie alle Hygienemaßnahmen, sie schützen uns alle, aber auch in diesen Tagen, die für uns alle nicht leicht zu ertragen sind, dürfen Fragen nach Sinnhaftigkeit und Verhältnismäßigkeit gestellt werden.
Bleiben Sie gesund!

Ihre Hedi Wechner


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