Ein Blog von Arno Abler
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Das Bankgeheimnis gehört abgeschafft

Österreich hat es also doch noch geschafft. Nach langem Sträuben wird sich das Parlament nun am 1. September mehrheitlich durchringen, dem internationalen Druck nachzugeben und das Bankgeheimnis für ausländische Kontoinhaber zu lockern.

Damit werden wir von der grauen Liste der OECD, auf der die Steueroasen dieser Welt aufgelistet sind, gestrichen und haben wieder eine weiße Weste – und wir laufen nicht mehr Gefahr international als Rückzugslager für Schwarzgelddepots geächtet zu werden.

Aber warum sind wir eigentlich so stolz auf unser Bankgeheimnis? Warum werden die heimischen Politiker nicht müde zu beruhigen, dass die Konten für Einheimische davon unberührt bleiben? Warum steht der §38 des Bankwesengesetzes, der das Bankgeheimnis regelt, sogar im Verfassungsrang? Warum gibt es in Österreich nicht wie in anderen Ländern eine Zentralkundendatei der Kontoinhaber?

Die Antwort ist ziemlich einfach: Weil Österreich als lernwilliger Nachbar des Welttresors Schweiz dadurch ziemlich viel Kapital anzieht, welches das Licht scheut. Das viele Geld im Land ist natürlich schon reizvoll, steht es doch damit auch für heimische Aktivitäten zur Verfügung, aber es fehlt natürlich dort, wo es eigentlich erwirtschaftet wurde und – es wurde zu einem erheblichen Teil nicht versteuert.

Wer profitiert denn wirklich vom Bankgeheimnis? Doch nicht die Tante Mitzi, die nicht will, dass ihr Nachbar die Höhe ihrer Ersparnisse kennt. Auch nicht der smarte Unternehmer, der seine tollen Gewinne bescheiden für sich behalten will. Nein, es sind nur jene, die wirklich etwas zu verbergen haben, die sich der anteiligen Beitragsleistung für die Gesellschaft im Schutz der Anonymität entziehen und damit die Last den Übrigen aufbürden.

Stellen wir uns also mal in Gedanken eine Welt vor, in der Bankguthaben und Geldtransaktionen genauso transparent sind wie das Grundbuch. Kein Cent mehr könnte an der nationalen Steuerbehörde vorbeigeschleust werden, die Schattenwirtschaft, Schwarzarbeit, Geldwäsche, der Drogenhandel und die Hehlerei würden rasch verschwinden und was das Beste ist – die Steuersätze könnten (müssten) dadurch drastisch gesenkt werden. Damit würden nicht mehr jene steuerlich geschröpft, die keine Möglichkeit haben, an der Schwarzgeldparty teilzunehmen, oder die einfach zu ehrlich sind für diese Welt.

Ein schöner Nebeneffekt wäre, dass die Geldmenge und deren Umlaufgeschwindigkeit, das Bruttoinlandsprodukt und die Außenhandelsbilanz, das Wirtschaftswachstum und die staatliche Wertschöpfung viel besser gemessen werden könnten als derzeit und damit wesentlich effizientere Steuerungsmechanismen für eine gute Wirtschaftspolitik zur Verfügung stünden. Wir sollten also etwas weniger stolz auf unser Bankgeheimnis sein und lieber zuschauen, dass wir es dezent loswerden. Leider – ein Wermutstropfen muss sein – funktioniert das wohl in der Praxis nur, wenn es im weltweiten Gleichklang geschieht.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Kommentare (2)

Kommentar vom: Mittwoch, 21. Oktober 2009 16:32:33

Ja...ich glaube...

Lieber Arno!

Ich bin deiner Meinung - das es gut ist das Bankgeheimnis in Österreich und auch in allen anderen Ländern weltweit abzuschaffen.
Wenn es denn wirklich hilft, der Unehrlichkeit und Geldgier entgegenzutreten!

Laut meinem Wissen wird es weiter Stiftungen in Liechtenstein geben. Man kann nach Monaco wechseln, um dem Fiskus zu entgehen. Die Cayman Islands bleiben weiterhin eine Steueroase und der 5. größte Finanzplatz der Welt!

Ehrlich gesagt mangelt es mir, und vermutlich vielen anderen auch, am Vertrauen. Vertrauen, daß mit diesen Maßnahmen wirklich das erreicht wird was versprochen wird. Wenn ich auf mein Gefühl im Bauch höre sagt es mir, das Geld immer einen Weg finden wird um unentdeckt zu bleiben, wenn es denn will. Und das am Ende dieser Maßnahmen nur bleibt, das der "einfache" Bürger sein letztes Hemd auszieht.

Es braucht hier sicherlich den Glauben eine bessere Welt, die einen antreibt um hier aktiv und positiv solche Wege wie die Lockerung des Bankgeheimsnis und viele andere mitzugehen. Vielleicht sollte man einfach damit aufhören, Menschen in den Medien für dumm zu verkaufen. Ihnen ständig irgendwas weis zu machen, das nicht so ist. Dann bekommen die Menschen auch ein anderes Bewusstsein für die Dinge - und dann kommt am Ende vielleicht auch wieder das Vertrauen zurück. Die Welt ist grau - nicht schwarz/weiss - und das wird sie immer bleiben. Am Ende gehts doch immer drum, einen positiven Schritt in die Richtung zu setzen. Auch wenn man in den meisten Fällen nicht direkt etwas erreicht. Egal - der Weg ist das Ziel!

Ja - ich glaube - wenn alle Menschen mit einer positiven Grundhaltung wie du Arno, an eine Strick ziehen, dann können wir das alle gemeinsam in den Griff bekommen und eine bessere und faire Welt für alle schaffen. Ich bin dabei, nichts lieber als das!











Kommentar vom: Samstag, 29. August 2009 21:48:00

Wahrscheinlich ...

... ist dieses Phänomen des Stolzes eines der "älteren" Generation? - Für mich ist das jedenfalls nicht nachvollziehbar bzw. ich fühle nicht so, auf das Bankgeheimnis an sich stolz zu sein.

Möglicherweise hab' ich aber auch einfach zu wenig Geld auf der Bank, als daß sich so ein Gefühl einstellen könnte? =)

Wie dem auch sei, irgendwie wirkt dieser offenbare "Nationalstolz" auf mich höchst anachronistisch...




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