Ein Blog von Arno Abler
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Naja, eigentlich ist es schon ein Weilchen her, dass dieser Gruß ausgesprochen wurde und er war damals sicher auch etwas verhalten und entbehrte wohl noch jedweder enthusiastisch entgegengebrachter völkischer Verehrung.

Genauer gesagt: Es war vor exakt 240 Jahre, am 14. Dezember Anno Domini 1769, als das Salzburger Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart im zarten Knabenalter von 13 Jahren mit seinem Vater per Postkutsche in Wörgl Station machte und hier bei uns die Nacht verbrachte. Das allein mag ja vielleicht noch nicht so sensationell sein. Schließlich hat jeder berühmte Reisende an zahllosen Orten irgendwann Station gemacht, ohne dass gleich sein Ruhm auf den zufällig gewählten Wirt abgefärbt hätte.

Aber so zufällig war in diesem Fall die Wahl des Wirts gar nicht. Mozarts hatten nämlich Freunde hier in Wörgl, bei denen sie übernachteten, wahrscheinlich in dem ehemaligen Baslergut, einem kleinen Bauernhof dort, wo früher die Wörgler Molkerei stand und heute das Veranstaltungszentrum KOMMA steht (vielleicht sollte man auf diesem edlen Boden mehr Mozart spielen?).

Noch viel bedeutender macht seinen Aufenthalt in Wörgl aber eine andere Tatsache, die mit Mozarts musikalischem Schaffen nur indirekt zu tun hat. Von hier schrieb W.A.Mozart seinen allerersten noch erhaltenen Brief. Wörgl genießt daher in allen Ausgaben der Mozartbriefsammlung das Privileg der ersten Seite. Und diesen Brief, den Mozart an seine Schwester Nannerl schrieb, möchte ich den geneigten Lesern meines Blogs nicht vorenthalten.

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Wirgel, den 14. Dezember 1769
Meine liebste Schwester.

Wir sind in wirgel Gott sei Dank sehr gut angekommen. Wenn ich die Wahrheit berichten soll, muss ich also sagen, dass das Reisen auf diese Weise recht vergnüglich ist, dass es nicht kalt und in unserem Wagen warm wie in einem Zimmer ist.
Wie geht es mit dem Halsweh? Ist unser Herr Plagegeist am Tag, an dem wir aufgebrochen sind, nicht gekommen?

Wenn du Herrn Schiedenhofen siehst, erzähle, dass ich immer singe: Tralaliera, Tralaliera und sag ihm, dass es jetzt während meiner Abwesenheit von Salzburg nicht notwendig ist, Zucker in die Suppe zu geben.

In Lofer haben wir zu Abend gegessen und bei Herrn Helmreich, der hier Pfleger ist, übernachtet. Seine Gattin ist eine liebe Frau, sie ist die Schwester des Herrn Moll.

Ich bekomme Hunger, habe große Lust auf Essen. Lass es dir mittlerweile gut gehen, leb wohl!

Wolfgang Mozart.

PS. Eine Empfehlung an alle meine guten Freunde, an Herrn Hagenauer, an seine Frau, an ihre Söhne und Töchter, an Frau Rosa und an ihren Mann, ferner an Herrn Adlgasser und Spizeder.
Den Herrn Hornung frag statt meiner, ob er nicht noch einmal geglaubt hätte, dass ich statt deiner im Bett wäre.

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Wie schön, dass Mozart Komponist geworden ist und nicht Schriftsteller.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
mozart

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