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"Südbahnhof Wörgl" - die Haltestelle Wörgl Süd - Bruckhäusl
Name | "Südbahnhof Wörgl" - die Haltestelle Wörgl Süd - Bruckhäusl |
Kategorie | Verkehr |
Beschreibung
Am 24. November 1858 wurde – als erste Eisenbahnstrecke Tirols – die Bahnlinie Kufstein – Wörgl – Innsbruck als „Nordtiroler Bahn“ eröffnet, nachdem Kaiser Franz Joseph I. deren Bau in zwei Etappen – zuerst von Wörgl nach Innsbruck, und ein Jahr später von Wörgl nach Kufstein – angeordnet hatte. Am 6. August 1875 wurde dann die Giselabahn, die - von Bischofshofen kommend - in Wörgl in die Nordtiroler Bahn einmündet und an der die heutige Haltestelle "Wörgl Süd - Bruckhäusl" liegt, eröffnet, was unsere Stadt zum ersten Eisenbahnknotenpunkt des heutigen Westösterreich machte und einen zweiten Bahnhof für Wörgl bedeutete.
Nach dem Bau der Unterinntalstrecke und ihrer Verlängerung über Rosenheim nach Salzburg war erstmals eine Schienenverbindung in den Osten Österreichs und vor allem in die Reichshauptstadt Wien möglich. Dennoch war unbefriedigend, daß diese Verbindung über deutsches Gebiet führte, was insbesondere aus politischen Gründen schleunigst geändert werden mußte: so hatte Österreich 1866 zwar die Schlacht von Custozza gewonnen und auch in der Seeschlacht bei Lissa einen großartigen Sieg davongetragen, wo Admiral Wilhelm von Tegetthoff unserer ehemaligen k.u.k. Kriegsmarine einen bedeutenden und ehrenvollen Eintrag im Buch der Seekriegsführung verschaffte, aber dafür die entscheidende Schlacht bei Königgrätz verloren, was die Beziehungen zu Deutschland arg strapazierte. Kaiser Franz Joseph sah sich daher veranlaßt, den Bau einer innerösterreichischen Ost-West-Transversale anzuordnen, die einerseits von Selzthal und andererseits von Salzburg aus den Westen der k.u.k.-Donaumonarchie erschließen sollte. Die beiden Streckenäste sollten sich in Bischofshofen treffen und ab St. Johann in Tirol ursprünglich über Ellmau, Scheffau und das Sölland ins Inntal führen; nachdem sich aber einerseits die dortigen Fuhrunternehmer gegen diese Trassierung und andererseits insbesondere die Gemeinde Kitzbühel vehement für eine Anbindung der Gamsstadt aussprachen sowie zudem das Militär die Brixentallinie forcierte, kam die Variante über Kirchberg, Brixen im Thale, Westendorf und Hopfgarten nach Wörgl zur Ausführung, wodurch auch die landschaftlich und bahnbautechnisch äußerst reizvolle Schleife durch das Windautal ermöglicht wurde.
Zwischen Hopfgarten und Wörgl wurde auf der zunächst eingleisigen Strecke ein kleiner Bahnhof angelegt, der erst den Namen "Söll" und bald darauf „Söll-Leukenthal“ erhielt, was irreführend war, denn weder liegt die Station in Söll noch ist das Leukental (Großachental) in der Nähe. Möglicherweise sah man Söll als die nächstliegende Ortschaft ohne Bahnstation an, über die man (auch) ins Leukental gelangen konnte, oder man wollte eine Andeutung an die ursprüngliche Streckenplanung machen.
Zwischen 1909 und 1915 wurde die Giselabahn - allerdings nur die Teilstrecke von Salzburg bis Wörgl - zweigleisig ausgebaut, was den Kreuzungsbahnhof Söll-Leukenthal überflüssig machte, und so wurde er zum Blockposten und einer Haltestelle mit Ladegleisen umgebaut. Er blieb aber weiterhin mit Bahnpersonal, insbesondere einem Block- und Schrankenwärter, besetzt. Bis vor wenigen Jahren gab es dort regen Güterverkehr, der aber inzwischen – wie es leider fast überall zu beobachten ist – zugunsten des LKW-Straßenverkehrs völlig entschlafen ist.
Im Jahre 1993 besann man sich der im Grunde falschen Benennung der Bahnstation und änderte sie von „Söll-Leukental“ in „Bruckhäusl“, also den landläufigen gemeinsamen Namen der Ortsteile Wörgl-Boden und Kirchbichl-Boden.
Mit der Modernisierung der Bahn, der Zunahme des Straßengüterverkehrs und auch mit der Einführung der städtischen Wörgler Stadtbuslinien begann indes der Abstieg der Haltestelle. Infolge des Fehlens einer Bahnsteigunterführung, was die Reisenden zwang, über die Gleise zu gehen, und des „Bruckhäusler Schrankens“ blieb sie zwar bis Mitte 2008 rund um die Uhr mit einem Bahnwärter besetzt, der den Schutz der Reisenden besorgte, die Schrankenanlagen und Blocksignale bediente und über eine elektromechanische Abhängigkeit mit dem Stellwerk in Wörgl sogar mit Güterzügen direkt in seine Ladegleise ein- und aus ihnen ausfahren konnte, aber der Niedergang war unaufhaltsam. So wurde 2006 dem Blockwärter die Bedienung der Signale und Weichen entzogen und in das neue Zentralstellwerk in Wörgl Hauptbahnhof verlegt, von wo aus der Wörgler Fahrdienstleiter mit einem Mausclick alles das erledigt, wofür bisher ein ganzer Mann erforderlich war (ausgenommen Schrankenbedienung). Der nunmehrigen Überleitstelle (wegen zusätzlich eingebauter Weichenverbindungen zwischen den beiden Streckengleisen) wurden die Ladegleise genommen, und mangels ausreichender Fahrgastfrequenz geriet sie überhaupt auf die Liste der aufzulassenden Verkehrstellen der ÖBB.
Nachdem aber die drei Schrankenanlagen, insbesondere jene bei der Brücke über die Brixentaler Ache, unbedingt wegkommen sollten, was den Bau von – durch die Stadtgemeinde Wörgl mitfinanzierten – Unterführungen bedingte, entschlossen sich die ÖBB über Initiative (und „sanften Druck“) der Stadt nun doch, eine gemeinsame Anstrengung zur Rettung der Haltestelle zu unternehmen. So wurden etwas weiter südlich zwei völlig neue Bahnsteige mit 55-cm hohen Kanten errichtet, Aufgänge aus der Unterführung gebaut und die ganze Station mit viel Glas und modernem Design auf den heutigen Standard gebracht. Auch eine aufwendige Beschilderung mit vielen teils innenbeleuchteten Transparenten wurde angebracht; eine Videoüberwachung sowie ein AURIS-Reisendeninformationssystem mit Uhren, Lautsprechern und Zugzielanzeigen mittels Farbbildschirmen wird sukzessive noch montiert werden.
All dies gipfelte am 14. Dezember 2008 in der – quasi – Neueröffnung der runderneuerten Haltestelle und ihrer Umbenennung in „Wörgl Süd – Bruckhäusl“. Damit wurde einerseits die Bahnstation gerettet und andererseits dem Umstand Rechnung getragen, daß die Stadt Wörgl, auf deren Gemeindegebiet die Station liegt, neben ihrem Hauptbahnhof nun auch einen „Südbahnhof“ erhalten hat, sowie daß der althergebrachte Flurname „Bruckhäusl“ weiter im Bahnhofnamen – und natürlich auch in allen Fahrplänen und Landkarten – präsent bleibt.
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