Herzlich Willkommen!
Panorama Wörgl - Blog von Hedi Wechner

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich heiße Sie herzlich in diesem Blog willkommen und freue mich mit Ihnen verschiedene Themen zu erörtern. Ich werde meine Sicht der Dinge aufzeigen und hoffe auf einen regen Meinungsaustausch.

Ihre
Hedi Wechner
Bürgermeisterin der Stadt Wörgl
h.wechner@stadt.woergl.at


Für die Maiausgabe unserer Zeitung durfte ich für Sie ein Gespräch mit Frau Elisabeth Cerwenka, der Projektleiterin von „Grenzenlos helfen“ führen, ihre Arbeit und ihr Projekt in Ghana vorstellen. Viele von Ihnen mögen bei der Schilderung der Lebensumstände der Menschen in Ntronang erschüttert gewesen sein und manche werden erleichtert gedacht haben: Glücklicherweise geht es uns besser!
Ich gebe Ihnen Recht – verglichen mit der Armut in vielen Teilen dieser Welt leben wir im Überfluss! Wenn wir an Armut denken, sehen wir vor unserem geistigen Auge meist abgemagerte Kinder aus sogenannten Entwicklungsländern mit großen hungrigen Augen, in Lumpen gehüllt, einen leeren Napf in Händen, mit dem sie auf eine Portion Reis oder Getreide warten, zugeteilt von Menschen, die das Ungleichgewicht erkennen, das einen großen Teil der Menschheit in Armut hält.

Doch Armut existiert auch bei uns! Sie steht in engem Zusammenhang mit der wirtschaftspolitischen Ausrichtung einer Gesellschaft. Armut setzt Ungleichheit voraus, daher sind Wirtschaftssysteme danach zu bewerten, wie sehr sie diese Ungleichheit fördern oder auszugleichen versuchen. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise steigt die Gefahr durch das soziale Netz zu fallen.
In Österreich glaubt mehr als die Hälfte der Menschen, dass Armut weit verbreitet ist. Acht von zehn Europäern sind der Auffassung, dass die Armut in den letzten drei Jahren zugenommen habe. Die Ursachen dafür sind vielfältig! Am häufigsten werden Arbeitslosigkeit genannt, zu niedrige Löhne und Gehälter, die die Lebenshaltungskosten nicht oder nur unzureichend decken können, zu teure Wohnungen, auch zu teure Präventivleistungen auf dem Gesundheitssektor!
In einer der reichsten Staatengemeinschaften der Welt, der EU, leben fast 80 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, das sind immerhin 16 % der Gesamtbevölkerung.
Der Armutsfalle wieder zu entkommen, ist für die Betroffenen meist ungemein schwierig. Vor allem die finanzielle Ausgrenzung wird ein schwerwiegendes Problem. Fast unmöglich wird der Zugang zu Finanzdienstleistungen gemacht, eine Hypothek aufzunehmen oder Kredite zu bekommen.
Auch der Zugang zu höherer Bildung, ja sogar zu einer guten schulischen Grundausbildung ist erschwert. Langfristige Pflegeleistungen hält fast die Hälfte der Befragten für unerschwinglich. – Wer hätte gedacht, dass in Österreich etwa 100.000 Menschen nicht krankenversichert sind? Derartige Probleme kennt man doch nur aus den USA! Davon betroffen sind beispielsweise Arbeitssuchende ohne Leistungsanspruch oder auch Frauen, die bei ihren Männern mitversichert waren, nach einer Scheidung.
Nicht neu ist, dass „Armut“ weiblich ist. Frauen sind weltweit stärker und häufiger von Armut betroffen als Männer. Sie verfügen vielfach über schlechtere Aufstiegschancen, Frauenarbeit wird nach wie vor oft geringer bewertet als jene von Männern, unbezahlte Betreuungs- und Sorgetätigkeiten werden meist von Frauen ausgeführt. Wer für andere sorgt, zahlt oft den hohen Preis, selbst wenig versorgt zu sein! Weil Frauen weniger verdienen, erhalten sie auch weniger Sozialleistungen, die vom Arbeitsentgelt abhängig sind. Wer beispielsweise wenig verdient, kriegt ein niedrigeres Arbeitslosengeld!

Armut bedeutet nicht nur am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen und sich gewisse Dinge nicht leisten zu können. Armut macht krank – Menschen, die in Armut leben, sind doppelt so oft krank wie Nicht- Arme. Armut macht Stress – Menschen, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können, stehen unter Stress, der wieder krank macht. Armut macht einsam – arme Menschen leben oft in Isolation, haben auch aus Scham weniger freundschaftliche Kontakte oder Bekanntschaften.

Das Jahr 2010 wurde zum „Europäischen Jahr der Armutsbekämpfung“ erklärt – ein besonderes Jahr der Werte, wie mir scheint. Doch angesichts vorliegender Zahlen kann Feierstimmung nicht aufkommen. Die Finanzmärkte gehen, mit Steuergeldern stabilisiert, wieder zum business as usual über, die Bevölkerung aber soll mit Sparpaketen die Löcher in den Staatshaushalten stopfen, die das Finanzdesaster hinterlassen hat. Es kann nicht sein, dass für den sozialen Zusammenhalt um jeden Euro gekämpft werden muss, denn beendet ist die Krise erst, wenn es für alle reicht,

Ihre Hedi Wechner
h.wechner@stadt.woergl.at

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