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Panorama Wörgl - Blog von Hedi Wechner

Weihnachten 2010

Wir haben größerer Häuser, aber kleinere Familien,
mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit,
mehr Wissen, aber weniger Urteilsvermögen,
mehr Experten, aber größere Probleme.

Wir rauchen und trinken zu viel, lachen wenig, fahren zu schnell,
regen uns unnötig auf,
sehen zu lange fern, stehen zu müde auf,
lesen wenig, denken selten vor, halten keine Zwiesprache mehr.

Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Welt reduziert.
Wir wissen, wie man den Lebensunterhalt verdient, aber nicht wie man lebt.
Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber können wir den Jahren auch
Leben geben?

Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr zu der Tür des Nachbarn.
Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns gefüllt.
Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile.

Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas darzustellen als zu sein.
Wo Technik einen Text wie diesen in Windeseile in alle Welt tragen kann
und wo Sie die Wahl haben:
Etwas zu ändern, oder das Gelesene ganz schnell zu vergessen.

Helene Stoll

Als ich beim Stöbern im Internet auf dieses Gedicht stieß, schien es mir zunächst als Weihnachtsgedicht wenig geeignet. Doch da Weihnachten und die Wochen davor vielleicht die einzige Zeit des Jahres ist, in denen viele von uns ein wenig nachdenken über den tieferen Sinn unseres Strebens und Werkens, möchte ich es Ihnen nicht vorenthalten, drückt es doch treffend aus, wie fragwürdig viele Dinge sind, denen wir das ganze Jahr hinterher hasten.
Die Sehnsucht nach Ruhe, nach Geborgenheit, der Wunsch anderen zu helfen, scheint niemals so groß wie in der Vorweihnachtszeit – nicht umsonst häufen sich just in diesen Tagen alle möglichen Spendenaufrufe – es scheint auch, dass das soziale Gewissen niemals so laut tickt wie in der Vorweihnachtszeit. Glücklicherweise gibt es noch einen Abschnitt im Jahreszyklus, in dem wir uns bewusst werden, dass vieles, das wir als unverzichtbar notwendig sahen, vielleicht doch nicht so erstrebenswert war, wie wir dachten.
Dennoch erliegen wir auch und besonders vor Weihnachten dem Wahn, noch alles erledigen zu müssen. Da sind die Geschenke, die besorgt sein wollen, da ist das Weihnachtsmahl, das vorbereitet werden muss, die Verwandtschaft, die sich angesagt hat, nicht zuletzt zahlreiche Weihnachtsfeiern, Jahresabschlüsse, Weihnachtspost, die erledigt werden will, das lang fällige Treffen mit der Freundin, dem Freund, das unbedingt noch vor Weihnachten stattfinden muss, Kekse backen, weil es auch dazu gehört, und, und, und, …
Schließlich starren wir am Weihnachtsabend erschöpft auf die Lichter des Christbaums und fragen uns: Warum?

Ich habe während des Jahres öfter von Atemholen und Innehalten gesprochen. Jetzt ist wieder Zeit dazu!

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen, dass Sie ein friedvolles, angenehmes Weihnachtsfest genießen können.

Ihre Hedi Wechner
Bürgermeisterin der Stadt Wörgl

Foto: Flickr (stefan.leuthold)

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