Ein Blog von Arno Abler
panorAAma

Herzlich willkommen auf meinem Blog "panorAAma"!

In diesem Blog zeige ich Ihnen meine Sicht auf Themen, die mich beschäftigen. Ich lade Sie herzlich ein, mit mir zu diskutieren und freue mich auf Ihre Sicht.

Arno Abler


Ich kann sie schon verstehen - die Kritik, dass Kufstein jetzt ein nagelneues großzügiges Freibad hat, das die Wörgler Wasserwelt WAVE, die sonst alles kann, nicht bietet. Aber man muss hier fairerweise das Becken im Bad lassen und Äpfel mit Äpfeln vergleichen.

Das WAVE war von Anfang an dafür konzipiert, das ganze Jahr über Badevergnügen zu bieten. Dafür hat man das Konzept eines Erlebnisbades mit 25-Meter-Becken gewählt und vor allem die Zielgruppe der Sport- und Gesundheitsschwimmer, der Kinder und Jugendlichen sowie der Saunagäste angesprochen.

Für den Sommer hat man einen möglichst großen Freibereich mit einem Außenbecken gebaut, der natürlich nicht mit einem "echten" Sommerfreibad mithalten kann. Im Gebäude selbst steht aber auch für den Sommer mit Wellenbad, Lagune, Sportbecken und diversen Rutschen mehr Wasser- und Action-Fläche zur Verfügung als in jedem anderen Bad. Für eine Erweiterung des Freibereichs fehlte und fehlt einfach auch der Platz. Die derzeit in Umsetzung befindliche Attraktivierung kommt somit speziell den Kleinkindern mit dem Spielbach, den größeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit der Looping-Rutsche und den Wellnessfans mit der Poolbar entgegen.

Dass man trotz immer wieder geäußerter Wünsche kein weiteres Freibecken baut, liegt zum Einen daran, dass dann die Liegefläche zu Lasten der Sonnenbadegäste noch kleiner würde, zum Anderen daran, dass ein solches einen eigenen, im Betrieb sehr teuren, Wasserkreislauf benötigen würde und nur für die relativ wenigen Badetage in der Sommerzeit genutzt werden könnte.

Das WAVE ist wie jede Einrichtung ein Kompromiss. Aber einer, bei dem darauf geachtet wurde, möglichst vielen Menschen ein ganzjähriges, attraktives Angebot zu machen. Dass man damit nicht alle zufriedenstellen kann, liegt leider in der Natur jedes Kompromisses.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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wave


In Wien hat jüngst H. C. Strache mit einem Kreuz in der Hand gegen die Einrichtung eines islamischen Gebetsraums in einem Bürohaus demonstriert, bei dem WEDER Kuppel NOCH Minarett vorgesehen sind.

Wenn er dabei in seinen Äußerungen leichtfertig die Dämme gegen die Gewalt langsam aber stetig immer weiter abbaut und gleichzeitig das Kreuz als ein Symbol für die abendländische Kultur in die Menge hält, fühle ich mich mit meinem Blogbeitrag über die menschlichen Grundwerte mehr als bestätigt.

Strache verwechselt dabei ganz offensichtlich – bewusst oder unbewusst – die Werteebenen. Er predigt über die Werte des Abendlands, das er in Christenhand sehen will, obwohl wir seit Jahrhunderten gut damit gefahren sind, Kirche und Staat strikt zu trennen. Die von ihm gepriesenen Werte der Ebene 2 (Kultur, Sprache, völkische Identität, etc.) sind grundsätzlich durchaus sinnvolle und wichtige gesellschaftliche Konventionen. Sie prägen unser Selbstverständnis und erleichtern richtungsweisende Entscheidungen - mit Vorsicht gehandhabt. Ihre fanatische Dogmatisierung hat aber in der Vergangenheit unendlich viel Tod, Hass und Verzweiflung über die Menschheit gebracht. Ich erinnere ungern an die Kreuzzüge, die Hexenverbrennung, den Sklavenhandel, den Dreißigjährigen Krieg, die Napoleonische Unterwerfung Europas, die Kolonialisierung der Dritten Welt, den ersten Weltkrieg, den Holocaust und die deutsche Großmannssucht im zweiten Weltkrieg.

Aber Strache benutzt für die Argumentation dieser Werte der mittleren Ebene ungeniert das Kreuz, das Symbol von Jesus Christus, den immer nur die wahren Grundwerte interessiert haben, der Feindbilder, Hass und Überheblichkeit stets abgelehnt hat.

Jesus lebte als Mensch kompromisslose Integrität, seine Wertschätzung galt den gefallenen Sündern genauso wie seinen treuesten Jüngern und er starb am Kreuz aus Solidarität für die gesamte Menschheit.

Wahrscheinlich hat der eifernde Herr Strache sich mit diesen Grundwerten nicht beschäftigt. Offenbar hat er weder aus der vorgeschützten christlichen Religion noch aus der Geschichte etwas gelernt.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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strache , kreuz , werte


Heute Nachmittag habe ich die Jungs im Wörgler Bauhof besucht. Sie haben auf Initiative des neuen Leiters Klaus Huber, der einen ausgezeichneten Job macht, ein kleines internes Fest gefeiert, weil man bekanntlich nicht nur arbeiten sondern gelegentlich auch entspannt und gemütlich feiern soll.

Der Anlass ist eigentlich schon ein Weilchen her. Es war der heurige Winter! Er war - zumindest bei uns in Wörgl - nicht außergewöhnlich schneereich und auch nicht extrem kalt, aber der Winterdienst war aufgrund des unregelmäßigen Schneefalls und des schwierigen Temperaturprofils, das häufig um den Gefrierpunkt zwischen Eis und Wasser schwankte, eine besondere Herausforderung für die Männer im Bauhof, die daran gemessen werden, wie sich Wörgl unter diesen schwierigen Bedingungen präsentiert.

Das Feedback konnte sich sehen lassen. Selten habe ich soviel positive Resonanz über den städtischen Winterdienst gehört als in und nach diesem Winter. Die Bauhofmitarbeiter haben tapfer gegen den überall gleichzeitig fallenden Schnee gekämpft, haben die bei der Räumung hinterlassenen Schneehügel sofort nach Ende des Schneefalls dezent aus der Stadt verräumt, die Streuung rechtzeitig und dosiert bei Eisglätte vorgenommen und Salz sparsam vorab nach Eiswarnungen eingesetzt. So, wie sich die Bürger das zu Recht von der Stadt erwarten.

Auch sonst macht unser Bauhof in Wörgl eine gute Figur. Die Jungs sind motiviert, bringen sich aktiv ein und legen ihr Engagement - jeder an seinem Platz - überall dort hinein, wo Wörgl damit sicherer, sauberer, besser und lebenswerter wird. Nicht immer werden sie dafür bedankt, manchmal ernten sie auch Kritik von Leuten, die die Hintergründe nicht kennen oder nur ihre eigenen Interessen sehen. Aber meist spüren Männer - oft nach einem kurzen persönlichen Gespräch - dass ihre Arbeit als Heinzelmännchen der Stadt Wörgl, als "Männer für alles", überall wo Not am Mann ist, geschätzt und geachtet wird.

Ich freue mich für die Stadt, dass hier Einsatzbereitschaft und Herzblut spürbar und in der täglichen Arbeit sichtbar wird, und es erfüllt mich mit Stolz für das Team in unserem Bauhof, dass das auch in der Bevölkerung gesehen und anerkannt wird. Macht weiter so, Leute! Dafür lohnt es sich auch, gelegentlich zu feiern.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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bauhof


Am 13. Mai jährte sich zum 200sten Mal die desaströse Schlacht bei Wörgl, in der rund 1000 Menschen an beiden Frontlinien ihr Leben verloren und ein erheblicher Teil des Dörfchens Wörgl niedergebrannt wurde.

Grund genug für die Schützen, Kameraden, Werte- und Traditionsvereine des verheerenden Ereignisses von 1809 zu gedenken, einen Kranz niederzulegen, eine Mahnwache vor dem Gefallenendenkmal, dem trauernden ‚Wörgler Rearer‘, zu stellen und am Grattenbergl, einem der Zentren des damaligen Schlachtgeschehens, eine Gedenkmesse zu feiern und eine Mahntafel aufzustellen.

Auf den ersten Blick mag das dem unbedarften Zuschauer so erscheinen, als wären diese Aufmärsche allein dazu da, die einstige verlustreiche Schlacht zu betrauern und die Helden zu verehren, aber damit würde er die Sache nicht komplett erfassen.

Natürlich sind die Traditionsvereine dazu da, die Ereignisse der Vergangenheit zu überliefern, zu tradieren, aber nicht, um sie zu verherrlichen, sondern um als gemeinsames Mahnmal daran zu erinnern, was schiefgelaufen ist in unserer Gesellschaft. Sie sollen uns stets ermahnen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, ja, immer wieder darüber nachzudenken und Lösungen zu finden, welche mit unseren menschlichen Grundwerten konform sind.

Wir reden hier also über Werte und nicht über Kriege. Nicht umsonst hat Wörgl das Jahr 2009 zum Jahr der Werte erklärt und führt mit einem bunten Reigen von Veranstaltungen an dieses Thema heran. Was sind denn aber nun diese Werte, die so wichtig sein sollen? Ich möchte hier drei Kategorien unterscheiden:

Zum ersten die Modeströmungen: Diese Werte drücken sich beileibe nicht nur in der Kleidung aus sondern vor allem auch in der Sprache und Kommunikation, den Gewohnheiten, Treffpunkten oder im Vereinsleben, sind meist nicht sehr nachhaltig, werden kaum emotional verteidigt, dienen aber dazu, die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen zu symbolisieren. Manche Werte der Jugend sind zum Beispiel ganz andere als die der Erwerbsgesellschaft, aber auch die der älteren Generation.

Schwierig wird es bei den gesellschaftlichen Werten: Vordergründige religiöse Riten und Regeln, Ideologien aber auch Heimatverbundenheit und Kultur sind durchaus legitim und sogar wichtig für das Funktionieren ganzer Staaten, Kulturkreise oder Religionsgemeinschaften. Sie bergen aber, wenn man nicht vorsichtig mit ihnen umgeht, die enorme Gefahr, mit den echten Grundwerten verwechselt zu werden und wie Götzenbilder im Kampf gegen Andersdenkende als Rechtfertigung für Gewalt, Grausamkeit und Unmenschliches zu dienen. Diese Werte gründen nicht sehr tief im ethischen Boden, sind aber identitätsstiftend und daher sehr stark emotional verankert. Die Folge dieser Fehleinschätzung sind Ausländerfeindlichkeit, Rassenressentiments, kulturelle Überheblichkeit, internationale Konflikte und Religionskriege. Diese Werte haben in der Geschichte der Menschheit den mit Abstand größten Schaden angerichtet und ich glaube sogar, dass es die Hauptaufgabe der Menschheit ist, wenn es denn eine Aufgabe gibt, diese Ebene der Werte irgendwann zu überwinden.

Damit sind wir bei den fundamentalen Grundwerten der Menschheit angelangt, die sich wenig überraschend auch mit den wahren Grundwerten aller Weltreligionen decken, bei jenen Werten, die tief im Leben verankert und schlechthin die Basis der Menschlichkeit sind. Diese Werte stehen nicht zur Disposition, sie aufzugeben bedeutet zugleich aufzuhören, Mensch zu sein.

Ich habe für mich dabei drei Ankerwerte identifiziert, aus denen zahlreiche andere abgeleitet werden:

- Die persönliche Integrität nach innen.
Sie bedeutet nichts anderes als zu versuchen, ein guter Mensch zu sein. Darauf bauen Ehrlichkeit, Zufriedenheit, Gerechtigkeit, Bescheidenheit aber auch Bildungs- und Lernbereitschaft auf.

- Die Wertschätzung dem Mitmenschen gegenüber.
Sie gebietet, jedem Menschen ohne Ansehung von Rasse, Religion, Stand oder Kultur in Achtung und positiver Grundhaltung gegenüberzutreten. Davon leiten sich Toleranz, Vertrauen, Ehre oder Würde ab.

- Die Solidarität gegenüber der gesamten Menschheit.
Sie verlangt die aktive Anteilnahme an der Durchsetzung der Grundwerte und der Verbesserung unserer Welt. In ihrem Gefolge finden wir Altruismus, Zivilcourage, Engagement und Verantwortung.

Das Jahr der Werte soll uns Anlass sein, über diese Dinge nachzudenken und uns mit unseren persönlichen Werten, mit den Werten unseres Umfelds, unserer Gemeinde, Kultur und Gesellschaft und mit den echten Grundwerten auseinanderzusetzen. Dazu lade ich Sie ganz herzlich ein!

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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werte , tradition , wertejahr , 1809


Gestern, am 13. Mai 2009, trafen wir uns mit den Werte- und Traditionsvereinen von Wörgl vor dem Wörgler Rearer, dem einfühlsamen Denkmal für die verlorene Schlacht bei Wörgl vor 200 Jahren, um uns an die damalige schwere Zeit zu erinnern und einen Kranz niederzulegen.

Wir, das sind eine Handvoll Gemeinderäte, ein paar Ehrengäste und eine kleine Schar interessierter Wörglerinnen und Wörgler. Damals starben rund 1000 Menschen im Kampf um unsere Heimat, das halbe Dorf wurde niedergebrannt, Straßen wurden später stolz nach den Freiheitskämpfern aus unseren Reihen benannt und das berühmte Denkmal vom Imster Bildhauer Christian Plattner unter Anwesenheit des Erzherzogs Eugen von Habsburg zur 100-Jahr-Feier 1909 feierlich enthüllt.

Ich frage mich, warum man heute keinen Anteil mehr nimmt, an bedeutenden historischen Ereignissen, welche unser Lebensumfeld massiv geprägt haben. Warum interessiert sich heutzutage kaum jemand für die Geschichte der Heimat? Der 13. Mai 1809 war eines der einschneidendsten lokalen Ereignisse überhaupt? In der 12.500-Einwohner-Stadt Wörgl stehen 50 Passanten hinter den feierlich aufmarschierten Schützen, Kameraden, Veteranen, Musikanten, Sängern, Feuerwehrmännern und Jungbauern. Im kleinen Dorf Wörgl 1909 waren es Hunderte, die bewegt der früher Gefallenen gedachten.

Ist unsere Zeit oberflächlich geworden? Gibt es zu viel von allem, sodass nichts mehr wirklich wichtig ist? Oder hat man in der schnelllebigen Stadt Wörgl einfach keinen Bezug zu den historischen Wurzeln?

Ein heute sehr nachdenklicher Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
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1809 , geschichte , werte , wertejahr


Im Jahr 2009 wird in Tirol unter anderem der Tiroler Freiheitskämpfe von 1809 gedacht, deren Hauptproponent, der Sandwirt Andreas Hofer aus dem Passeiertal, dabei allenthalben im Mittelpunkt steht.

Andreas Hofer wird vor allem seit den letzten hundert Jahren als verklärter Nationalheld Tirols gesehen und jahrzehntelang war es undenkbar, seine Rolle als aufopfernder Vater der Tiroler Freiheit historisch zu hinterfragen. Der Aufstand der Tiroler Bauern gegen die französisch-bayerische Besatzung war wohl verständlich vor dem Hintergrund, dass den gläubigen Tirolern ihre religiösen Bräuche, Prozessionen und sogar das Wetterläuten verboten wurde, dass man keine Rücksicht auf die heimische Kultur und Tradition legte und sogar forderte, dass entgegen der Zusicherung des Tiroler Landlibells von 1511 die heimischen Burschen auch außerhalb Tirols einzurücken hatten.

Weniger verständlich wird der Aufstand schon mit der Begründung, dass man die Pocken-Impfung verpflichtend einführen wollte, was in manchen verklärt klerikalen Tiroler Augen die ketzerische Auflehnung gegen das gottgewollte Lebensende darstellte. Viele aus der Bürgerschicht waren daher weniger begeistert über die Landsturm- und Schützeneuphorie, dem "Feind" die Stirn zu bieten, wurden doch die Bayern und Franzosen dort als eher fortschrittlich und aufgeschlossen gesehen.

Bereits kurz nach den Kriegstagen von 1809 wurde Andreas Hofer verklärt als der wahre Volksheld, obwohl er eher unfreiwillig in die alleinige Führungsrolle gedrängt wurde. Er wurde natürlich vor allem von den napoleonischen Gegnern als Bannerträger missbraucht, weil er der erste war, der dem herrschsüchtigen Franzosen Paroli bieten konnte. Dieses Thema wird umfassend und spannend in der Ausstellung von Martin Reiter im Wörgler KOMMA dargestellt, die noch bis 22. Mai zu sehen ist und die ich jedem nur intensiv ans Herz legen kann.

In den heutigen Tagen wird der Sandwirt neuerlich missbraucht, nämlich um die Heimatverbundenheit und Werthaltigkeit des Landes Tirol anzukratzen. Im Tiroler Landtag war ich Zeuge, als die Tiroler Grünen Hofer als Taliban skizzierten, weil er erkzonservativ war, die Frauen nicht als gleichberechtigt sah, Krieg führte und der Glaube eine wichtige Triebfeder seiner Handlungen war.

Das ist mehr als nur unfair! Man muss jede historische Persönlichkeit, ihre Taten, Haltungen und Werte stets im Kontext der jeweiligen Zeit sehen. Auch wir möchten nicht in zweihundert Jahren nach dem bewertet werden, was dann opportun sein mag, sondern aus unserer heutigen Zeit und deren gültigen Rahmenbedingungen.

Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass viele Werte einer Gesellschaft nicht starr und unabänderbar sind sondern sich dynamisch mit der Entwicklung des Umfelds ändern. Wir sind daher verantwortungsvoll aufgerufen, diese Veränderungen unserer Werte argwöhnisch zu beobachten und stets auch an menschlichen, ethischen und religiösen Grundsätzen zu prüfen. Genau aus diesem Grund hat Wörgl 2009 zum "Jahr der Werte" erklärt.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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wertejahr , andreas hofer , geschichte , 1809


Kaum ein Projekt hat in der Öffentlichkeit solche Aufmerksamkeit bekommen wie der geplante Tyrol-Tower im Kreisverkehr Wörgl-Nord. Und wenn auch in Wörgl und Umgebung fast jeder und jede aus Politik, Wirtschaft, Tourismus und Bevölkerung das mutige Bauwerk positiv beurteilt, gibt es vor allem aus Innsbruck und dem Tiroler Oberland Ressentiments.

Das Hauptargument kann man in einem Satz zusammenfassen: "So ein Turm passt nicht zu uns nach Tirol und wenn schon, dann sollte er in Innsbruck stehen!" Dann kommt gelegentlich noch ein Vergleich mit Alpbach, das es geschafft hat, bis heute die Tiroler Identität zu bewahren, und als beispielgebende Referenz hingestellt wird.

Hier vorab ein paar konkrete Informationen zum Projekt Tyrol-Tower:
• Ein Hotel der 4*-Superior-Kategorie mit ca. 125 Zimmern plus Wellness- und Seminarbereich
• Büroflächen in 6 Geschoßen vor allem für internationale Unternehmen
• Handelsflächen mit einer Gesamtfläche (!) von insgesamt weniger als 500 m2. Diese Flächen dienen rein der Versorgung der Nutzer des Towers. Geplant sind ein Tirol-Shop und für Tirol typische, kleine, auf Touristen ausgelegte Geschäfte wie zum Beispiel Riedel, Swarovski, Sportalm und ähnliche heimische Leitmarken. Das Thema "Factory-Outlet-Center" als Konkurrenz zur Innenstadt ist in dem Projekt nicht mehr enthalten.
• Wohnungen der gehobenen Kategorie mit der Möglichkeit der Servicierung über das Hotel. Hier werden wohl auch Zweitwohnsitze dabei sein, wofür Wörgl aber noch ein mehr als ausreichendes Kontingent besitzt.
• Restaurants, Cafés und Bars verschiedener Kategorien und eventuell ein Automaten-Casino vor allem für die Hotelgäste und die Zielgruppe aus dem Reiseverkehr

Der Standort wurde bewusst in der Mitte des neu zu errichtenden Kreisverkehrs Wörgl-Nord, welcher künftig die Inntalautobahn, die B178 ins Brixental und die Wörgler Nordtangente zusammenführen wird gewählt, weil dort das zu erwartende Verkehrsaufkommen keinerlei Probleme verursacht.

Der 137 m hohe Tyrol-Tower, der vom Wörgler Unternehmer Alois Wegscheider projektiert wurde und von der renommierten und weltweit aktiven Chicagoer Architektengruppe S.O.M. (unter anderem Planer des Sears-Tower in Chicago, des gegenwärtig mit 800 m höchsten Gebäudes der Welt, des Burj Dubai, und des Jin Mao Tower in Shanghai) als Antwort auf die aufstrebende Tiroler Bergwelt geplant wird, würde ein Investitionsvolumen von rund € 100 Mio. nach Tirol bringen, was als Impulsprogramm unter den gegebenen Wirtschaftsbedingungen für ganz Tirol enorme positive Auswirkungen haben könnte, ohne dass in diesem Fall die öffentliche Hand mit der Finanzierung zu tun hätte. Zur Erinnerung: Das Land Tirol hat die gleiche Summe als Konjunkturprogramm für das gesamte Land budgetiert. Dadurch würden rund 400 Arbeiter in der Baubranche für rund 2 Jahre beschäftigt, und danach hätten auch ein paar hundert Menschen aus unserer Region dort einen dauerhaften Arbeitsplatz.

Der Turm soll ein modernes Wahrzeichen des modernen Tirol werden, das es - ich darf daran erinnern - neben dem bäuerlichen Leben auch noch gibt. Der Tower wird auch energietechnisch zukunftsweisend sein, weil komplett auf Nachhaltigkeit gesetzt wird. Außerdem wurde er jüngst bereits Preisträger des International Architecture Awards.

Ja, Alpbach ist wunderschön und niemand würde auf die Idee kommen, die harmonische Kulturlandschaft mit den alten Bauernhäusern dort durch einen Tower zu verunstalten. Aber Alpbach ist nicht Tirol als Ganzes. In unserem Land gibt es auch eine moderne Komponente mit Industrie, Forschung, Innovationen und Wissenschaft. Auch für diese Felder muss Symbolik in unserem Land Platz haben, obwohl man bei uns gerne das Klischee eines idyllischen, folkloristischen Alpen-Disneyland pflegt. Die Lederhosenkultur hat durchaus ihren Platz bei uns, den fordere ich aber auch für den Tyrol-Tower ein.

Der Tower kann eigentlich nur an der geplanten Stelle errichtet werden. Nur hier ist das Inntal breit genug dafür, sind die Verkehrsanbindungen optimal, und ist keine Einflugschneise in Sicht. Viele Innsbrucker, die alles außerhalb der Landeshauptstadt als provinziell belächeln, wünschen sich, dass der Turm stattdessen in Innsbruck gebaut wird. Abgesehen davon, dass das aufgrund des Flughafens nicht möglich ist, wäre er dort aber mit Sicherheit einfach nur ein Hochhaus, wenn auch ein besonders großes.

Ich hoffe, dass die Verantwortlichen im Land den Mut aufbringen, das ambitionierte Projekt rasch zu genehmigen. Jetzt wäre der beste Zeitpunkt dafür.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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tyrol-tower , bauwesen , wirtschaft


Nichts währt ewig auf dieser Welt und auch die Bäume, die uns über Jahre fest verwurzelt an ihrem Standort vertraut und lieb geworden sind, werden irgendwann morsch und damit gelegentlich auch eine Gefahr für Passanten. Bevor ein Baum in der Stadt von selber umstürzt, muss er meist aus Sicherheitsgründen, und manchmal auch für ein neues Bauwerk, weichen.

Nun gilt in der Stadt Wörgl seit vielen Jahren die Regel, dass für jeden im öffentlichen Bereich gefällten Baum zwei junge Bäume, wenn möglich im Nahbereich des alten Standorts, nachgesetzt werden. Die Stadt hält sich wann immer möglich an diese stille Gewohnheit. Künftig soll aber noch mehr als bisher auf eine gemischte Altersstruktur der städtischen Baumlandschaft geachtet werden, sodass nicht plötzlich eine ganze Reihe alter Bäume weichen muss, sondern so wie im Leben ein nachhaltiger und permanenter Generationswechsel vonstatten geht.

Die Stadt hat aber keinen Einfluss darauf, ob auch private Baumbesitzer sich an die 2:1-Regel halten. Immer wieder werden Bäume in privaten Gärten beseitigt, weil sie zu viel Schatten werfen, die Sicht behindern oder die Beseitigung des Laubs zu lästig wird. Das ist jedem Gartenbesitzer gesetzlich unbenommen. Trotzdem wäre es sehr schön, wenn danach auch im privaten Bereich zwei junge Bäume gepflanzt würden, welche das luftspendende Grün in unserer Stadt wieder verstärken.

Wörgl ist eine gut bepflanzte Stadt mit großzügigem Baumbestand, auch wenn das manche Unkenrufer nicht wahrhaben wollen. Man braucht sich nur als Zeuge dafür, so wie ich das häufig mache, ein Weilchen auf die Bank neben dem Kreuz am Hennersberg setzen und herunterschauen. Trotzdem ist es wichtig, alte Bäume stets ausreichend zu ersetzen, damit das auch so bleibt. Die Natur ist ein wichtiger Teil unserer Lebensqualität und wir sollten sie stets achten und schätzen.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

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bäume , natur


Die Wirtschaftsforscher sind sich seit einiger Zeit in einem Punkt einig, nämlich dass ihre bisherigen Prognosen immer zu optimistisch waren. Die Vorschaudaten werden daher immer wieder nach unten korrigiert, so als ob es zumutbarer wäre, wie kürzlich ein Kolumnist in einer österreichischen Tageszeitung geschrieben hat, einem Hund seinen Schwanz in kleinen Stücken abzuschneiden als im Ganzen.

Die Krise, die wir in unseren Breiten trotz täglich veröffentlichter Insolvenzen noch immer als Wetterleuchten im Gebirge wahrnehmen, hat neben der bereits früher erwähnten psychologischen Dimension – ein paar vorsichtige Bremsmanöver führen zu einem heillosen Stau auf der Autobahn – mehrere Ursachen, die man einzeln analysieren muss:

Zum einen war es das bekannte und allseits kommentierte Versagen der Finanzmärkte, die in den letzten Jahren eine enorme Inflation erfahren haben. Diese ist in der Realwirtschaft nicht wahrgenommen worden, weil der Warenkorb, der den Verbraucherpreisindex und damit unsere geläufige Inflationsrate bemisst, keine Finanzprodukte enthält. Sichtbar war sie aber trotzdem in den rasant steigenden Aktienkursen, den unübersichtlichen Finanzderivaten, die ständig neue Höchstrenditen versprachen und den ständig steigenden Immobilien“werten“, die leichtfertig zu neuer Verschuldung der Eigentümer führten. Geld war ohne Ende vorhanden, aber leider nur in Form von „Spielgeld“. Die bilanzierten Positionen entsprachen nicht dem echten Wert im Gefüge der Realwirtschaft. Diese Blase ist geplatzt und wir brauchen eine Reform des Geld- und Finanzsystems.

Dazu trug auch entscheidend bei, dass die – zumindest westliche – Welt immer mehr auf Pump lebte, die Staatsverschuldung allenthalben zunahm, die Sparquoten sanken und das Geld in Saus und Braus für Dinge ausgegeben wurde, die eigentlich niemand braucht. Ich rede hier nicht einer neuen Askese das Wort. Es geht nicht darum, unser sauer Verdientes zurückzulegen und irgendwann zu vererben, sondern darum, zu überlegen, wofür wir es am besten ausgeben sollten?

Ich führe hier einfach ganz frech den Begriff des ‚Nutzenkoeffizienten (NK)‘ ein, einer Maßzahl dafür, wie nützlich ein Produkt oder eine Dienstleistung am Markt gesamtwirtschaftlich ist. Güter wie Nahrungsmittel, Bekleidung und ein Dach über dem Kopf haben solange einen Nutzenkoeffizienten von Eins als man sie zum Überleben braucht. Das Grattenbergl um zwei Meter zu versetzen, würde zwar viele Arbeitsplätze schaffen, hätte aber einen NK von Null, weil es völlig sinnlos wäre und absolut keinen volkswirtschaftlichen Nutzen stiften würde. Ein hoher Nutzenkoeffizient ergibt sich vor allem überall dort, wo die Produktivität der menschlichen Leistungen gesteigert werden kann.

In den letzten Jahren hat die industrialisierte Welt als Vorreiterin der Weltökonomie nach dem einfachen Motto „Immer mehr vom Gleichen“ in vielen Branchen keine wesentliche Produktivitätssteigerung mehr erzielt. Die Autos sind zwar sicherer, technisch leistungsfähiger und effizienter geworden aber sie fahren seit vielen Jahrzehnten mit dem gleichen fossilen Treibstoff, bewegen immer noch die zehnfache Masse für meist nur einen einzigen Fahrer durch die Gegend, fahren schneller als sie dürfen, brauchen gleich viel Platz in der Innenstadt wie eh und je und sind außerdem ohnehin schon überall ausreichend verfügbar. Mehr vom Gleichen, auch wenn ständig verbessert, lässt den NK sinken und birgt die Gefahr, dass darauf bei Unsicherheiten leicht verzichtet wird. Das neue Auto kann ruhig noch zwei Jahre warten.

Grundsätzlich gibt es in einer arbeitsteiligen Gesellschaft für jede und jeden (!!) etwas zu tun. Das ergibt sich aus der Logik, dass die zu verteilende Wertschöpfung einer Gesellschaft und damit auch das durchschnittliche Einkommen mit jedem Einzelnen, der dazu seinen Beitrag leistet, wächst. Dass es trotzdem Arbeitslosigkeit gibt, ist nicht notwendiger Teil des Systems, sondern ist ausschließlich auf falsche Rahmenbedingungen zurückzuführen.

Eine davon ist die fehlende Steuerung von Arbeitsressourcen in neue Geschäftsfelder mit hohen Nutzenkoeffizienten wie zum Beispiel im Umweltschutz, im Sozialbereich, in der Bildung und auf dem Feld der erneuerbaren Energie. Auch das Internet birgt noch enorme Produktivitätssteigerungen, die zahlreiche sinnvolle Arbeitsmöglichkeiten eröffnen werden. Ich lade daher ein, aktiv auf die Suche nach diesen neuen Branchen und Betätigungsfeldern zu gehen, die qualitatives Wirtschaftswachstum anstelle des Immer-Mehr versprechen. Nicht nur die Umwelt, auch die nachfolgenden Generationen werden es uns danken.

Ihr Bürgermeister
Arno Abler
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
arbeitsplätze , wirtschaftskrise


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