Ein Blog von Arno Abler
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Fußballclub Bruckhäusl (FCB) bekommt endlich neues Vereinsheim

Wenn ich auch in den allermeisten Fällen die journalistische Arbeit der Wörgler Lokalredakteure sehr schätze, kommt es doch gelegentlich vor, dass ich mich fragen muss, ob ich schon in der gleichen Sitzung war, über die berichtet wird. So auch beim Neubau-Beschluss des Bruckhäusler Fußballvereinsheims.

Im gemeinsamen Ortsteil Bruckhäusl teilen sich die beiden zuständigen Nachbargemeinden Wörgl und Kirchbichl die kommunalen Aufgaben seit eh und je brüderlich.

Das gilt für das Feuerwehrhaus genauso wie für die Volksschule, den neuen Kindergarten, das Pfarrheim, die Vereinsräume für Musikkapelle und Schützengilde, die Bahnhaltestelle, die Stockschützenhalle, die anstehende Dorferneuerung und natürlich auch für den Fußballplatz des FCB. Wenn auch fast alle diese Einrichtungen aus historischen Gründen im Kirchbichler Ortsteil liegen, betreffen sie doch die Bruckhäusler Dorfgemeinschaft insgesamt, die sich zu gleichen Teilen aus der Wörgler und der Kirchbichler Bevölkerung zusammensetzt.

Nun hat sich der Wörgler Gemeinderat aus verschiedenen Gründen über längere Zeit nicht dazu durchringen können, dem zeitgemäßen Neubau des Fußballerheims mit dem dafür notwendigen Budgetbeitrag von € 250.000,-- zuzustimmen, obwohl Kirchbichl den gleichen Anteil bereits seit einiger Zeit zugesichert hatte.

Ein Lokalaugenschein, den ich gemeinsam mit Bürgermeister Rieder aus Kirchbichl durchgeführt habe, zeigte aber die enorme Dringlichkeit der Maßnahme aus platzmäßigen, baulichen und vor allem hygienischen Gründen. Nun kann man darüber streiten, ob das Vereinsheim nicht auch in etwas kleinerer Ausführung möglich wäre, aber wenn man etwas angeht, dann soll man es ordentlich und mit Weitsicht machen, und man hat sich von Seiten der Vereinsführung auch viel dabei überlegt.

Der Wörgler Gemeinderat hat nun in seiner letzten Sitzung dem Bau letztendlich zugestimmt und dabei einen ungewöhnlichen aber der Situation entsprechend sehr sinnvollen Weg gewählt.

Nachdem aufgrund der Großwirtschaftslage die österreichischen Gemeinden – so auch Wörgl – schmerzliche Budgetrückgänge zu erdulden haben und daher viele Projekte zurückstellen oder stoppen müssen, wäre eine Finanzierung des Beitrags aus dem laufenden Haushalt schwer zu rechtfertigen gewesen. Die Sache läuft daher nun folgendermaßen ab:

Der Wörgler Anteil von € 250.000,-- wird in Form eines endfälligen Bankdarlehens bereitgestellt, wobei die Gemeinde Kirchbichl, die als Standortgemeinde und Grundeigentümerin des Fußballplatzes das Bauvorhaben abwickeln wird, logischerweise als Darlehensnehmerin aufscheint. Die Stadt Wörgl übernimmt aber von Anfang an den Zinsendienst für diesen Kredit unter dem Titel einer laufenden Vereinssubvention für den FCB und tilgt das Obligo, wann immer sie es für budgetär sinnvoll erachtet. Nicht mehr und nicht weniger wurde vereinbart. Wörgl finanziert seinen Anteil durchaus üblich über einen Kredit, um keine Rücklagen auflösen zu müssen.

Dass darin manche Medien eine Peinlichkeit orten und gar dem großen, schwarzen Wörgl zynisch unterstellen, es stünde finanziell so schlecht da, dass es sich vom kleinen, roten Nachbarn Kirchbichl Geld leihen müsse, und damit noch einen Keil zwischen die beiden hervorragend zusammen arbeitenden Gemeinden treiben, ist für mich die eigentliche Peinlichkeit dabei.

Man müsste nur mit ein wenig Interesse unseren Haushaltsvoranschlag für 2010 lesen, um leicht zu erkennen, dass Wörgl alles andere als pleite ist. Wir besitzen hohe finanzielle Rücklagen und einen Gesamtvermögensüberschuss inklusive Immobilien und Gesellschaftsanteile – wie der Kassasturz vor etwa einem Jahr gezeigt hat – von rund € 70 Mio. (früher immerhin rund eine Milliarde gute alte Schillinge).

Die Aufgabe der Medien ist nach meinem Verständnis nicht, Entscheidungen des Gemeinderats lächerlich zu machen oder die Finanzlage einer Gemeinde schlecht zu reden und damit die Bevölkerung zu verunsichern, sondern Fakten objektiv, übersichtlich und nachvollziehbar darzustellen. Aber vielleicht sehe ich das heutzutage ja falsch.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Kommentare (5)

Kommentar vom: Montag, 15. Februar 2010 18:35:00

ohne Ausbildung

"Journalist ist, wer sich Journalist nennt" - da fängt schon mal vieles an. Denn um Publizieren zu dürfen / können, bedarf es keiner bestimmten Ausbildung. Äußerst erhellend ist dazu diese Seite: http://mediafaktur.at/oj06/uebung.html
Daraus: "Als sehr problematisch stuft die Medienkennerin Katrin Roner den nicht vorhandenen Schutz der Berufsbezeichnung Journalist ein. „Journalist ist, wer sich Journalist nennt!“, kritisiert auch Josef Mühltaler."

Eines der wirksamsten Mittel, diesen Dingen zu begegnen, ist es, "den Spieß umzudrehen", also den jeweiligen Journalisten selbst zum Interviewten bzw. zum Thema zu machen. Da zeigt sich dann in mustergültiger Manier, wie derjenige zu seinem Job steht, wie ER / SIE sich verhält in dieser Rolle auf der anderen Seite des Mikrofons.

Um die Kategorie "Maßstab" auch hier einzuflechten: Interessant ist wohl, daß in den untengenannten zwei Beispielen ein einziges Feedback bzw. eine einzige Person genügt, um die Alarmglocken bei den beiden Schreiberlingen schrillen zu lassen - bei der erwähnten Dame drehten sich offenbar auch noch die Blaulichter dazu. ;)
Sie selber aber "dürfen" in Zigtausendauflage über andere publizieren, während man sie am besten als unantastbar anzusehen habe? - Welchen Maßstab verwenden die eigentlich für sich selbst? Einen anderen offenbar als für jene, über die sie so schreiben.

Ich denke, hier mangelt's wohl am ehesten an der eingangs erwähnten Ausbildung der betreffenden Journalisten.
Es gibt zwar das Publizistikstudium; dieses führt aber lt. einer Selbstanalyse in Form einer Diplomarbeit auch nicht gerade zu Pulitzeranwärtern: "Ich glaub', daß wir nichts können - Selbstverständnis von Studierenden am Wiener Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft" http://textfeld.ac.at/text/1231/
Symptomatisch dazu paßt eine Umfrage unter Jugendlichen: Diese ergab den Beliebtheitsrang 10 (von 10) für den Beruf des Journalisten - noch hinter den Lehrern. http://www.rankaholics.de/w/die+beliebtesten+berufe+bei+jugendlichen_959 Andere Umfragen dürften sehr ähnliche Reihungen liefern.

Was die Orientierung an der Wirtschaft betrifft, ist die Aussage der Journalisten selbst eindeutig: "Der wirtschaftliche Druck zeigt sich auch in einem anderen Ergebnis: Laut 43% sei es zunehmend wichtiger geworden, Werbekunden ein passendes redaktionelles Umfeld zu bieten. Für ein Drit­tel der Befrag ten ver schwimmt daher die Trennung zwischen Redaktion und Werbung zunehmend." http://www.texterblog.de/2009/08/10/journalisten-wollen-laut-studie-journalisten-bleiben/

Eine sehr interessante Aussage eines Tiroler Landtagsabgeordneten kann man zusätzlich in diese Betrachtung einfließen lassen: "[...] noch nie wurde mit so viel Steuergeld 'Berichterstattung' gekauft, manipuliert oder ganz einfach diktiert - und noch nie wurde dieses Faktum so abgestritten"

Warum wird da wohl gerne "diktiert / Berichterstattung eingekauft"? - Weil damit am besten sichergestellt wird, daß das, was man transportieren möchte, auch so beim Empfänger ankommt - ohne Verwurschtelung oder Verzerrung oder gar unerwünschte Oberwellen durch die Verstärker, durch die Journalisten.

Man könnte also wirklich zum Schluß kommen, daß ein raffinierter Journalist sich so lange "deppert anstellt" oder "unliebsam berichtet", bis er eingekauft wird. Dann hat er - wirtschaftlich gesehen - erreicht, was es zu erreichen gilt: Ein Geschäftsverhältnis, das sich für beide Seiten lohnt: Der Journalist casht ab, der, über den berichtet wird, hat "eine gute Presse". Win-win. ;) ;)

Die wirklich Blöden in dem Spielchen sind letztlich die, die Resultate solcher Geschäftsbeziehungen auch noch kaufen - die Leser also. :D

Hoffentlich sagt mir jetzt keiner nach, Anhänger einer Verschwörungstheorie zu sein. - Im Wissen um niedere Instinkte in uns erscheint mir das alles aber als sehr, sehr - menschlich. Erst recht, wenn Journalisten meist Menschen sind, die schlecht ausgebildet sind...


Kommentar vom: Sonntag, 14. Februar 2010 19:06:58

Verstärker

Wobei das eigentliche Problem eh nicht die Skepsis, geäußert in einem Kommentar, oder gar die sachliche Kritik, geäußert in einem Bericht, ist. Man muß sich vielmehr fragen, was ggf. in den einzelnen Redakteuren vorgeht - Verständnis hin, Verständnis her. Nachdem die als Profis ja so genau wissen, was sie "anrichten", hinterher aber abwiegeln bzw. auf "ihren Job" verweisen, sind das doch tw. Typen, mit denen man besser nichts zu tun hat. Es stellt mir tw. echt die Haare bzgl. ihrer Falschheit auf. Denn was Menschen vermögen, wenn sie grad im Ansatz eine "berufliche Rechtfertigung" für ihr Tun haben, wissen wir ja zu Hauf aus der Geschichte.
Jeder einzelne Schreiberling muß sich ethisch fragen, ob er / sie das wirklich vertreten kann, was er / sie drucken läßt. Und noch viel mehr muß es erlaubt sein, diese Leut' ggf. mit ihren oft zigtausendfach vervielfältigten Zeilen zu konfrontieren.

Ich hab' mir das neulich tatsächlich erlaubt. - Der eine hat den Sager mit dem "Geschäft" gebracht. Das war wenigstens ehrlich. ;)
Die andere hat hingegen komplett abgeblockt, quasi wohin man denn da käme, wenn da jeder einen Termin wolle, weil ihn grad was gifte (oder auch freute). Dann käme man ja zu gar nichts mehr. Und überhaupt habe man nur an einem Beispiel die großen Zusammenhänge analysiert. Weitere Kommunikation geschweige denn ein Treffen wurde verweigert.

Charaktere wie die letztgeschilderten überschätzen vielleicht wirklich, wer sie sind und unterschätzen vielleicht, was ihnen blühen könnte, spräche sich das herum.

Oha, tut es das etwa schon? ;D


Antwort auf: Verstärker
Kommentar vom: Sonntag, 14. Februar 2010 22:24:06

Maßstab

Das führt uns letztendlich zu dem Problem des Maßstabs jedweder Wahrnehmung (das Gute im Schlechten im Guten im Schlechten im ......).

Du hast wahrscheinlich gute Gründe für die individuelle Beurteilung der beiden Redakteure, die ich nicht kenne, was ihr berufliches Ethos betrifft. Und auch ich bin bezüglich meiner Mitteilungen - sachlich ausgedrückt - gelegentlich mit der Erkenntnis konfrontiert, dass das, was ich lese, nicht das ist, was ich konkret vermittelt oder zumindest zu vermitteln versucht habe :-)

Man kann mir natürlich immer vorhalten, dass ich mich unklar ausgedrückt, Schwerpunkte in der Formulierung vernachlässigt oder wichtige Begleitaussagen überhaupt unterlassen hätte. Wird wohl gelegentlich so sein! Aber trotzdem kann man allgemein sagen, dass sich der Tenor meiner Mitteilung oftmals nicht in der Wiedergabe findet. Meine Schuld oder die des Journalisten - darüber lässt sich trefflich streiten! In dubio pro reo :-)

Für mich ist aber der systemische Ansatz - und jetzt komme ich zum Titel dieses Beitrags - viel wichtiger!

Welche Rahmenbedingungen ermöglichen - ja fördern - ein von dir dargestelltes journalistisches Verhalten?
Was verursacht, dass Journalisten die ethischen Werte hinter die (wohl vom Arbeitgeber verordnete) Auflage/Umsatz/Gewinn-Maximierung stellen?
Und nach dieser Analyse: Gibt es einen realistisch entscheidbaren Weg, um diesen Missstand zu vermeiden?
Kann der Journalismus durch konkrete staatliche Maßnahmen vom Shareholder-Value der Herausgeber-Gruppe hin zum Stakeholder-Value der Gesellschaft verändert werden?

Mit dem genügenden Abstand betrachtet wäre ja die einzige gesellschaftlich relevante Funktion der Medien die Wahrnehmung und verständliche Darstellung der komplexen realen Ereignisse für den Einzelnen. Niemand wird das wohl als primäres Ziel abstreiten.

Die Frage ist: An welchen Schrauben müssen wir gesellschaftspolitisch drehen, um dies nachhaltig zu gewährleisten!
Oder ist vielleicht der Weg des Journalismus zur Zweckberichterstattung aus wirtschaftlichen Gründen unumkehrbar?


Kommentar vom: Sonntag, 14. Februar 2010 15:05:36

Das ist ihr Geschäft.

Dazu eine wortwörtliche Aussage eines TT-Journalisten auf die Frage hin, warum sie immer Personen gegeneinander ausspielen müssen bzw. vornehmlich das Sensationelle drucken: "Würden wir das nicht tun, verstünden wir unser Geschäft nicht"

D. h. die jeweiligen Redakteure wissen ganz, ganz genau was sie da tun, sorgen mit voller Absicht und ggf. mit vielen Rufenzeichen für Wirbel - um sich dann, auf Nachfrage hin, schulterzuckend hinzustellen mit dem Verweis aus "Geschäft".

Der Umsatz, "die Wirtschaft" dient ihnen also als Rechtfertigung, denn "wenn wir's nicht machen, machen's andere".

Eine Person öffentlichen Interesses hat's freilich schwer, sich dem zu entziehen.

Einer Privatperson kann man aber nur den Rat geben: Wortspende gegen Umsatzbeteiligung. Ansonsten kann er ja mal gerne sich selber oder seine Familie / seinen Bekanntenkreis medial ausschlachten, der Schmierfink, der geschäftstüchtige! ;)


Kommentar vom: Sonntag, 14. Februar 2010 17:06:57

:-)

Messerscharfe Analyse, Marco.

Leider scheint es wirklich ein Trend des Journalismus zu sein - und da kann der einzelne Redakteur wohl kaum etwas dafür - aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr an Auflageziffern zu denken anstatt an die "objektive Wahrheitsdarstellung", was immer das sein mag. Nicht umsonst ist die BILD, mit ihren teils haarsträubenden Räuberpistolen eine der erfolgreichsten Zeitungen Europas.

Kommt dazu, dass der anschwellende Nachrichtenstrom aus den neuen Medien die alten gehörig ins Schwitzen bringt. Werbegelder wandern mehr und mehr ins Internet ab und die breite Information kommt auch zunehmend von dort.

Aber genau dieses Internet mit seinen Blogs, Social-Networks, Newsportalen und Suchmaschinen bietet auch die Chance, fehlende oder verzerrte Informationen zu ergänzen und damit die öffentliche Meinungsbildung zu objektivieren. Das war ja auch der Grund für meinen Blogbeitrag. Spannende Zeiten!


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