Ein Blog von Arno Abler
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Dass die Tirol-Milch dieser Tage ihren 80. Geburtstag feiert, freut mich, ist sie doch einer der größten Arbeitgeber in der Stadt Wörgl und das Flaggschiff der Tiroler Milchwirtschaft. Leider kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in der Milchbranche derzeit massive Probleme gibt.

Der Milchpreis befindet sich im freien Fall und reagiert damit, wie in Märkten üblich, auf sinkende Nachfrage und ein steigendes Angebot. Die kleinen Landwirtschaftsbetriebe können so aber nicht kostendeckend arbeiten und bangen um ihre Existenz. Längst haben aber die Verantwortlichen gewusst, dass die Milchquotenregelung und die Preisstützung in der EU dem Ende zugehen und man sich auf die freien Marktmechanismen einstellen muss. Trotzdem hat man kaum reagiert. Irgendwie wird's schon weitergehen, scheint die Devise der landwirtschaftlichen Vogel-Sträuße gewesen zu sein. Irgendwie erinnert mich das an den Bauarbeiter, der vom Gerüst des Hochhauses fällt und in Höhe des ersten Stockes zu sich sagt: "Bis jetzt ist ja alles gut gegangen!"

Die Milchquoten und -preisstützung sind ein Relikt aus Zeiten der Planwirtschaft, die längst gescheitert ist. Der Markt muss auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren, im Konkreten durch Änderung der Bewirtschaftungsgrundlage von der Milchwirtschaft zur Muttertierhaltung, Schweine-, Hühner- oder Truthahnzucht - oder was auch sonst immer Nachfrage findet. Es kann doch nicht sonnvoll sein, mit EU-Geldern die Milchproduktion zu fördern und dann die Milch wegzuschütten!

Die Bauern hätten längst auf den unvermeidlichen Weg ins Unternehmertum vorbereitet werden müssen und durchaus auch können. Nach versäumten Jahren wird die Landung wohl immer härter werden. Dabei sind die Landwirte besonders wichtig für die heimische Wirtschaftsstruktur, Landschaftspflege, den Tourismus und die Nahrungsmittelversorgung. Aber wenn starre Strukturen auf den globalen Markt treffen, können sie nicht bestehen. Wenigstens jetzt, angesichts der dramatischen Entwicklung des Milchpreises, muss endlich mit einer konkreten Strategie reagiert werden. Ich werde in einem der nächsten Beiträge hier einen konkreten Vorschlag machen.

Arno Abler
Bürgermeister der Stadt Wörgl
a.abler@stadt.woergl.at

Tags:
milchwirtschaft , bauern , tirol-milch , wirtschaft

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